Zertifikate-Trends: Anleger „auf der Höhe der Zeit“

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15. Januar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nähe zum Rekordhoch des DAX animiert Anleger zum Kaufen, vor allem von Zertifikaten auf Einzelaktien im Index. Allerdings bleiben Sicherheitspuffer in Form von Discounts und Boni gefragt. Aber auch Spezialitäten ziehen.

In der Momentaufnahme berichtet Sven Titze von ICF Kursmakler von enorm viel Betrieb in Produkte auf den Euro Stoxx 50 . Dabei beobachtet der Spezialist sowohl Käufe als auch Verkäufe. Insgesamt dominierten seit Jahresbeginn eher die Käufer, in der Nähe des Allzeithochs würden allerdings auch Verkäufer auf den Plan treten.

Anleger sind bullish, bringt es Atakan Sahin auf den Punkt, der als Spezialist für die Baader Bank auf dem Frankfurter Parkett steht.

Christian-Hendrik Knappe von der Deutschen Bank ergänzt, dass die Anleger – passend zum Markt – in Long-Produkte einsteigen und zurzeit eine Vorliebe für Faktor-Zertifikate mit vierer DE4LEV) oder achter DX8DAX) Hebel zu erkennen ist. „Sie haben wohl Angst, einen Trend zu verpassen und wollen auf den viel zitierten Zug aufspringen.“ Faktor-Zertifikate sind mit einem konstanten Hebel auf die tägliche Kursentwicklung des Basiswerts ausgestattet und besonders in Phasen geradliniger, konstanter Trends vorteilhaft.

Aufschwung ja, aber bitte mit Puffer

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Wilhelms

Für Anouch Wilhelms von der Commerzbank sind die Anleger im Zertifikatemarkt „auf der Höhe der Zeit“. Zwar sei die Nachfrage nach Long-Produkten nicht so stark gestiegen wie der Aktienmarkt selbst, aber Interesse und Nachfrage seien immerhin da. „Im Vergleich zur Fondsbranche, in der im vergangenen Jahr trotz der Rekordpreise Abflüsse aus Aktienfonds und Zuflüsse in Renten-Fonds zu beobachten waren.“ Wilhelm vermutet, dass dieses abweichende Verhalten an den verfügbaren Sicherheitspuffern der Derivate läge, den die Fonds nicht böten. „Wer steigt schon gerne auf dem Höchststand ein?“.

Als besonders gefragte Papiere nennt Wilhelms ein bis Dezember laufendes Discount-Zertifikat auf die Daimler-Aktie (WKN CZ3YD0), dessen Cap bei 52 Euro liegt und das derzeit mit 4,4 Prozent rentiert, oder ein Bonus-Zertifikat auf die Siemens-Aktie (WKN CZ82UN), das mit einer Barriere bei 50 Euro ausgestattet ist, die aber erst drei Monate vor Laufzeitende aktiv wird. Solange Siemens nicht unter 50 Euro fällt, erhalten Anleger mindestens 80 Euro, nach oben partizipieren sie voll. Siemens kostet am heutigen Mittwoch knapp 100 Euro ebenso wie das Zertifikat. „Anleger suchen Sicherheits-Puffer.“

Sahin bemerkt mit etwas längerfristigem Blick, dass das Vertrauen in die Aktienmärkte zurückgekehrt zu sein scheint. Er begründet dies zum einen mit einer Verschiebung des Anlegerfokus weg von beispielsweise Rohstoff- hin zu Aktienzertifikaten, und diese gerne gehebelt. Etwa würde ein klassischer Optionsschein auf den DAX stark nachgefragt (WKN DE7NWG).

Deutsche Bluechips führende Basiswerte

Alle Händler beobachten unisono starke Nachfrage nach unterschiedlichen Zertifikatstypen, die an DAX-Werte gekoppelt sind. Knappe sieht die Umsätze in starker Abhängigkeit vom Nachrichtenfluss. Beispielsweise hätte der Handel in Produkten auf Air Berlin nach Veröffentlichung der Verkehrszahlen stark angezogen. Selbst auf schlechte Nachrichten, wie die geplatzte Celesio-Übernahme reagierten Anleger mit Käufen. „Die Hoffnung schwingt mit.“

Auch in den Statistiken von Wilhelms dominieren der DAX und seine Mitglieder. Auf Platz drei und vier der meistgehandelten Basiswerte stünden Allianz und Daimler. Sonst populäre Underlyings wie Gold und das Euro/Dollar-Verhältnis wären weit abgeschlagen, aber auch der MDAX. Von den ausländischen Werten interessierten sich Investoren vor allem für Produkte auf Apple, Rio Tinto und Google. Weit oben auf der Produktliste stehe z.B. ein Faktor-Zertifikat auf die Apple-Aktie mit vierer Hebel (WKN CZ6VGW). “Bearishe Papiere kann ich allerdings lange nicht finden,” schließt Wilhelms mit Blick auf seine Umsatzlisten.

Halbleiter und 3D-Drucker

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Sahin

Sahin sieht in einem bullishen Knock-out-Schein auf die Aktie von Dialog Semiconducter (WKN CF3N55) erwähnenswert viele Orders, wenn auch mit geringem Volumen. „Für die Aktie hat es eine Reihe von Empfehlungen in Börsenbriefen gegeben.“

In Titzes Orderbuch ist die Nachfrage nach einen Index-Zertifikat auffallend, dessen Underlying Unternehmen enthält, die in der 3D-Drucktechnik tätig sind (WKN HY05NL). „In dem Zertifikat der HVB ist immer was los, und zwar mehrheitlich Käufe“, weiß Titze. Dem sehr jungen Wirtschaftszweig wird maßgeblicher Einfluss auf Beschaffungs- und Materialwirtschaft vorher gesagt.

von Edda Vogt, Deutsche Börse AG
© 15. Januar 2014