Wochenausblick: Weiter im Aufwärtstrend

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30. September 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem jüngsten Ausflug in bisher ungekannte Höhen tritt der DAX seit Tagen auf der Stelle. Angesichts der Haushaltsturbulenzen in Übersee, den Schwierigkeiten einer Regierungsbildung in Berlin und der sich verschärfenden Regierungskrise in Italien – dort droht nach dem Rücktritt aller fünf Minister der Berlusconi-Partei PdL am vergangenen Samstag das Auseinanderbrechen der Regierungskoalition – könnte man für die kommenden Tage eigentlich mit Schlimmerem rechnen.

„Die kurzfristigen Unsicherheiten könnten den Elan der Börsen zunächst bremsen. Der marktbreite Aufwärtstrend ist jedoch unverändert intakt“, argumentiert Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. „Die Situation in den USA ist noch vertrackter als in Berlin, denn die Abgeordneten denken inzwischen bereits an ihre Wiederwahlchancen im nächsten Herbst“, ergänzt der Analyst.

US-Haushaltsstreit dämpft die Laune

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Halver

Robert Halver von der Baader Bank pflichtet dem bei: „Zumindest kurzfristig dürfte das US-Budgetgeplänkel zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten führen. Dazu trägt auch die Ungewissheit über die geldpolitische Richtung der US-Notenbank bei. Auch die Schwankungsintensivität deutscher Aktien dürfte mit Blick auf die schwierigen Koalitionsverhandlungen zunehmen. Da sich der Budgetkonflikt aber auflösen und sich in Deutschland schließlich eine Große Koalition bilden wird, bleibt es bei einem Kursziel für den DAX von 8.900 Punkten zum Jahresende“, argumentiert der Finanzmarktstratege.

Zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren droht den USA die Zahlungsunfähigkeit, weil sich Repräsentantenhaus, Senat und Regierung um den Haushalt streiten. Einigt sich der Kongress nicht bis zum 30. September auf einen neuen Haushalt, müssen Hunderttausende Staatsbedienstete in den Zwangsurlaub, und Bundesbehörden, Museen und Nationalparks werden geschlossen.

Am Montagmorgen startet der DAX ist mit einem Minus von 1,2 Prozent bei 8.560 Punkten in den Handel. Vergangene Woche stand das Börsenbarometer bei knapp 8.700 Punkten.

Massive Unterbewertung bereits abgebaut

Aus Sicht der Helaba ist das weitere Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten nach den jüngsten Rekordhochs mittelfristig zwar begrenzt. Kurzfristig könnte es aber noch ein wenig weiter nach oben gehen. „Aktien haben mit ihrem Anstieg seit der zweiten Jahreshälfte 2012 die massive Unterbewertung abgebaut. Damit ist die Phase überdurchschnittlicher Kurszuwächse für Aktien bereits vorbei“, argumentieren die Analysten der Landesbank in ihrem Wochenausblick. Gemessen an der eigenen Historie wie auch im Vergleich zu den gängigen Anlagealternativen seien Dividendentitel inzwischen angemessen bewertet. Das mittelfristige Kurspotenzial bei Aktien dürfte sich daher auf das Ausmaß des Wachstums bei den Unternehmensgewinnen beschränken.

„Die sich abzeichnende Konjunkturdynamik spricht dabei lediglich für einen durchschnittlichen Anstieg der Nettoergebnisse in den kommenden zwölf Monaten. Da die US-Notenbank aber länger als erwartet mit dem Fuß auf dem Gaspedal bleibt, ist für die kommenden Monate zunächst noch mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends an den Aktienmärkten zu rechnen“, erwarten die Analysten und prognostizieren bis zum Jahresende eine DAX-Spanne von 8.300 bis 9.000 Punkten.

Erste Macken am technischen Bild

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Geyer

Die technische Verfassung des deutschen Leitindex hat sich aus Sicht von Christoph Geyer von der Commerzbank zwar zuletzt verschlechtert, der Aufwärtstrend habe bislang aber Bestand. „Die Trendlinie ist zwar noch weit entfernt und der Trend damit weiterhin intakt, die Indikatoren geben allerdings erste Warnsignale“, erklärt der Charttechniker und ergänzt, dass in dieser Woche daher wohl mit rückläufigen Notierungen zu rechnen sei.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Während hierzulande vor allem die Sitzung der EZB im Fokus steht, kommen aus den USA wichtige Daten zur Industrie und dem Arbeitsmarkt.

Montag, 30. September

  • 15.45 Uhr. USA: Chicago PMI, September. Neben dem Philly Fed-Index dürfte auch der Chicago PMI im Monatsvergleich moderat zugelegt haben, erwartet die HSBC und rechnet mit einem Indexstand von 54,2, nach 53 im August.

Dienstag, 1. Oktober

  • 9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahl und -quote, September. Die HSBC rechnet mit einer Arbeitslosenquote auf Vormonatsniveau von 6,8 Prozent.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM Verarb. Gewerbe, September. Beim nationalen ISM-Index rechnet die HSBC nach den überraschend starken Umfragewerten aus dem Vormonat mit einem leichten Rücksetzer. „Insgesamt liegen die von uns erwarteten Ergebnisse aber weiter klar über der Marke von 50 Punkten und deuten damit auf eine Expansion im Industriesektor hin. Von dieser Seite droht also im Moment kein Gegenwind für die US-Konjunktur“, ergänzen die Analysten aber.

Mittwoch, 2. Oktober

  • 13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheidung, Oktober. EZB-Präsident Draghi habe zwar angedeutet, dem jüngsten Anstieg der Marktzinsen gegebenenfalls mit erneuten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften entgegenzuwirken, heißt es von der Deka Bank. Allerdings habe sich das Zinsumfeld auch in der Eurozone zuletzt etwas beruhigt, nachdem die US-Notenbank beschlossen habe, ihr Wertpapierankaufprogramm zunächst unverändert fortzusetzen. „Wir erwarten daher keine Ankündigung weiterer expansiver Maßnahmen der EZB“, konstatieren die Analysten.

Donnerstag, 3. Oktober

  • 16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungen. Wie beim verarbeitenden Gewerbe erwartet die HSBC auch für den Dienstleistungssektor einen leichten Rücksetzer – auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Diskussionen über die Schuldenobergrenze in den USA.

Freitag, 4. Oktober

  • Japan: BoJ-Zinsentscheidung. Die Helaba geht von einem unveränderten Leitzins von 0,1 Prozent aus.
  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht, September. Aus Sicht der Deka Bank dürften Beschäftigung und Arbeitslosenquote stark genug ausfallen, um eine Verringerung des Fed-Anleiheankaufprogramms bei der nächsten Notenbanksitzung zu erwarten. „Gleich mehrere Indikatoren signalisieren, dass die Beschäftigungsdynamik wieder an Fahrt gewinnt“, erklären die Analysten und rechnen für die Arbeitslosenquote mit einem Rückgang auf 7,2 Prozent. Zentralbankchef Bernanke habe allerdings zuletzt nochmals auf die Bedeutung der Partizipationsrate verwiesen, für die die Analysten keine Einschätzung haben.

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von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG

© 30. September 2013