Wochenausblick: Hängepartie geht weiter

3. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach abermals von extremen Kursgewinnen und -verlusten geprägten Tagen stehen die Börsianer wieder einmal ziemlich ratlos da. Während Anfang und Mitte der vergangenen Woche die Hoffnung auf eine freundliche Lösung der Griechenland-Krise überwogen, bekamen am Freitag die Bären wieder Oberhand. Diesmal waren es Sorgen um eine Abschwächung des Wachstums in China und die anziehende Inflation in der Eurozone, die auf die Stimmung drückten. Auf Wochensicht verzeichnete der DAX dennoch ein Plus von 5,8 Prozent, heute Morgen liegt das deutsche Aktienbarometer bei 5.502 Punkten wieder knapp 2,5 Prozent im Minus.

Kurzfristiges Profitieren von US-Konjunkturdaten

„Die Politik scheint die Schuldenkrise allmählich in den Griff zu bekommen“, kommentiert Claudia Wind von der Helaba mit Blick auf den Rettungsschirm, darauf reagierten die Anleger mit einer gewissen Erleichterung. In dieser Woche werden der Analystin zufolge Konjunkturdaten mehr Aufmerksamkeit erfahren. Die jüngsten Indikatoren deuteten zwar auf einen spürbaren Abschwung im Euroraum im zweiten Halbjahr hin. „Für die USA hingegen zeichnet sich derzeit sogar eine leichte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums ab, was in dieser Woche weder von den ISM-Indizes noch vom Arbeitsmarktbericht widerlegt werden sollte“, meint Wind. Der deutsche Aktienmarkt könne von positiven US-Vorgaben profitieren.

Keine Champagnerlaune zum Jahresende

Nach Ansicht Uwe Streichs von der Landesbank Baden-Württemberg ist das aktuelle Kursniveau zu niedrig, er rechnet mit einer Erholung. „Die Marktteilnehmer haben beim DAX einen Gewinnrückgang von 30 Prozent eingepreist, also eine handfeste Rezession. Die erwarten wir aber nicht.“ Die Landesbank sieht zwar auch die zahlreichen Probleme durch die Eurokrise, geht aber nur von einer Wachstumsverlangsamung aus. In den letzten drei Monaten dieses Jahres werde es am deutschen Aktienmarkt daher aufwärts gehen. „Eine richtige Jahresendrallye wird das aber nicht, Champagnerlaune ist nicht angebracht.“ Streich prognostiziert kleine Kursgewinne von 2 bis 3 Prozent bis Ende Dezember, zum Jahresanfang aber einen „zweiten Absacker.“ „Dann ist die Luft rein, dann geht es nach oben“, resümiert der Analyst.

Technisches Bild trübt sich ein

Aus technischer Sicht muss der DAX seine Chance auf eine positive Weichenstellung zügig nutzen, das meinen zumindest die Charttechniker von HSBC Trinkaus & Burkhard. „Das Zeitfenster für den Sprung über das Hoch vom 16. September bei 5.656 Punkten wird schon wieder kleiner.“ Die Indikatoren seien aber klar positiv zu werten, so seien Stochastik und MACD „long“ positioniert. Risiken sehen die Charttechniker unterhalb des alten Abwärtstrends vom August bei 5.460 Punkten und dem jüngstem Aufwärts-Gap bei 5.416/5.483 Zählern.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 3. Oktober

Deutschland: Feiertag (Tag der Deutschen Einheit). Die Börse Frankfurt ist aber geöffnet.

16.00 Uhr. USA: ISM Index Industrie September. Die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und auch für den Dienstleistungssektor im September werden laut HSBC Trinkaus einen Sturz ins Kontraktionsniveau gerade noch vermeiden können. Die Experten rechnen für das Verarbeitende Gewerbe mit 50 Punkten nach 50,6 im Vormonat. Das Institut for Supply Management (ISM) veröffentlicht mit diesem Index die monatlichen Ergebnisse einer landesweiten Befragung von mehr als 400 Einkaufsmanagern aus 20 verschiedenen Bereichen der Industrie.

Dienstag, 4. Oktober

5.30 Uhr. Australien: Zinsentscheidung RBA. Die Reserve Bank of Australia wird wohl zunächst den Ende Oktober erscheinenden Inflationsbericht für das dritte Quartal abwarten, bevor eine etwaige Zinssenkung konkrete Formen annimmt, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt.

16.00 Uhr. USA: Industrieaufträge August. Hier erwartet die Helaba einen Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Juli waren die Aufträge noch um 2,4 Prozent gestiegen.

Mittwoch, 5. Oktober

11.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsatz August. Umfragen zufolge rechnen Analysten im Schnitt mit einem Minus von 0,3 Prozent gegenüber dem Juli.

16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungsindex September.

Donnerstag, 6. Oktober

12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie August. Nach dem deutlichen Einbruch im Juli erwartet die Helaba für den August konstante Werte.

13.00 Uhr. Großbritannien: Bank of England Sitzungsergebnis. Auch wenn die anhaltend hohe Inflation für einen faden Beigeschmack sorge, werde sich das geldpolitische Komitee auf den zusätzlichen Ankauf von Gilts, also Staatsanleihen, im Umfang von 50 Milliarden britischen Pfund einigen, meint HSBC Trinkaus. Zusätzlich werde wohl deutlich gemacht werden, dass die Notenbank alles daran setze, einer neuerlichen Rezession in Großbritannien entgegenzuwirken.

13.45 Uhr. EU: EZB Sitzungsergebnis mit anschließender Pressekonferenz. Die DekaBank rechnet beim Notenbankzins zwar mit keiner Veränderung. Die EZB wird nach Ansicht der Analysten aber wahrscheinlich auf die anhaltende Liquiditätsknappheit im europäischen Bankensystem reagieren und dies mit längerfristigen Tendergeschäften zu beheben versuchen.

Freitag, 7. Oktober

Japan: Bank of Japan Sitzungsergebnis. Die japanische Notenbank wird laut HSBC Trinkaus im Grundton wohl expansiv bleiben, im Oktober aber zunächst noch „die Hände still halten“.

12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion August. Im August sollten die später als gewöhnlich beendeten Ferien in Nordrhein-Westfalen für einen starken negativen Impuls bei der Produktion gesorgt haben, meint die DekaBank und prognostiziert ein Minus von 2,8 Prozent. Das werde aber nicht als Rezessionssignal interpretiert.

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote September. Die Frühindikatoren deuten zwar nicht auf einen dynamischen Stellenaufbau hin, meint die Helaba, doch sei die Richtung klar eine Besserung und keine Verschlechterung. Die Analysten prognostizieren einen Beschäftigungszuwachs von 100.000 außerhalb der Landwirtschaft bei einer konstanten Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent.

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© 3. Oktober 2011/Anna-Maria Borse