Wochenausblick: Bremsspuren

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9. März 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem nun bereits acht Wochen anhaltenden Höhenflug des DAX dürfte in der neuen Woche nach Ansicht der meisten Analysten erst einmal Atemholen angesagt sein. In den USA erscheint eine Zinswende aufgrund guter Konjunkturdaten immer wahrscheinlicher, die US-Börsen verzeichneten am Freitag empfindliche Verluste.

Außerdem kehrt im Streit mit Griechenland keine Ruhe ein: Die am Wochenende vorgelegten Reformpläne der neuen Regierung in Athen kamen bei den Geldgebern überhaupt nicht gut an. Neue Nachrichten werden gleich heute erwartet: In Brüssel treffen sich die Euro-Finanzminister zur Beratung. Nach Erreichen eines neuen Rekordhochs bei 11.600,40 Punkte am Freitag notiert der DAX am Montagmorgen nur bei 11.510 Zählern.

Noch viel Rückenwind

Zum Wochenstart beginnt auch das Anleihekaufprogramm der EZB: Jeden Monat werden nun Staatsanleihen, gedeckte Schuldverschreibungen und verbriefte Kredite in Höhe von 60 Milliarden Euro angekauft – voraussichtlich bis September 2016. „Die Märkte feierten den Start des Anleihekaufprogramms der EZB“, bemerkt die LBBW. Vor allem die Aussage von EZB-Chef Mario Draghi am vergangenen Donnerstag, die quantitative Lockerung unter Umständen sogar noch auszuweiten und zeitlich zu verlängern, habe Investoren überzeugt. „Nach der starken Rallye dürfte sich die Kursdynamik nun allerdings verlangsamen.“ Fehlende Anlagealternativen und die Geldflut seien jedoch weiterhin wichtige Stützungsfaktoren. Zudem wirkten niedrige Energiepreise wie ein Konjunkturprogramm und entlasteten die Kostenseite der Firmen, auch die Euro-Abwertung spiele den Konzernen in die Karten.

Rücksetzer erst im dritten Quartal

Andreas Hürkamp von der Commerzbank weist darauf hin, dass der DAX-Bullenmarkt am Freitag seinen sechsten Geburtstag gefeiert hat. Im März 2009 war der Index in Folge der Finanzkrise unter 3.700 Punkte gerutscht, seitdem geht es, von kürzeren Einbrüchen abgesehen, aufwärts. Die Commerzbank erwartet, dass sich der Trend noch fortsetzen wird, monetäre Indikatoren wie die steile US-Zinsstrukturkurve mit über dem Fed-Leitzins liegenden langfristigen Renditen und das starke M1-Geldmengenwachstum von jeweils 9 Prozent in den USA und im Euroraum signalisierten dies. „Die DAX-Dividendenrendite von 2,7 Prozent liegt weiterhin deutlich über der Rendite für BBB-Unternehmensanleihen von 1,2 Prozent“, ergänzt der Analyst. „Jedoch droht dem DAX im dritten Quartal der Rückgang in Richtung seiner 200-Tage-Linie, da die Gewinnerwartungen weltweit derzeit stark fallen und die Fed die Leitzinsen anheben wird.“

Technik: Trend noch nicht gebrochen

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Geyer

Das technische Bild ist durchaus noch freundlich: „Vor allem beim DAX ist der beeindruckende Aufwärtstrend weiterhin intakt“, kommentiert Christoph Geyer von der Commerzbank. Der übergeordnete Trend des Dow Jones lasse ebenfalls keine Fragen offen. „Trotz allem konnten die Warnsignale von Indikatorenseite noch immer nicht abgebaut werden.“ Der stabile Trend spreche zwar für ein Weiterlaufen, die Indikatoren mahnten aber zur Vorsicht. „Es sollte weiterhin mit engen Stopps gearbeitet werden.“

Auch nach Ansicht von Dirk Oppermann von der DZ Bank dokumentiert sich derzeit noch ein dynamisch intakter Aufwärtstrend. „Als ein nächstes Zwischenziel der laufenden aufwärts gerichteten Bewegung war der Bereich um 11.615 Punkte zu nennen“, erklärt der Charttechniker. Dort liege mit dem 261,8 Prozent-Fibonacci-Retracement der letzten nennenswerten Konsolidierungsbewegung vom 3. bis zum 10. Februar die Marke mit der kurzfristig höchsten technischen Relevanz. „Dieser Bereich wurde am Freitag fast schon vollständig erreicht und lässt damit zumindest ein ‚Luftholen’ erwarten.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Konjunkturdaten werden in dieser Woche nur wenige veröffentlicht. Auf Unternehmensebene gibt es aber wieder viel Neues, unter anderem die Deutsche Post, K+S, RWE, Eon, und Lufthansa geben ihre aktuellen Zahlen bekannt.

Dienstag, 10. März

2.30 Uhr. China: Verbraucherpreise Februar. Nach einem Fünfjahrestief von 0,8 Prozent im Januar ist die Inflation nach Einschätzung der DekaBank im Februar auf 1,1 Prozent gestiegen. Die Analysten gehen allerdings davon aus, dass die Preissteigerungsrate im weiteren Jahresverlauf deutlich unter dem neuen Inflationsziel von 3 Prozent verharren wird.

Donnerstag, 12. März

13.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Februar. Nach zwei deutlichen Rückgängen dürften die US-Einzelhandelsumsätze im Februar gegenüber dem Vormonat wieder gewachsen sein, meint die DekaBank. Im Februar seien die Benzinpreise nämlich landesweit um gut 5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Schwach seien hingegen die Autoverkäufe gewesen, zudem hätten einige Geschäfte wohl witterungsbedingte Einbußen verzeichnet.

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Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 9. März 2015