TecDAX-Sentiment: Bären machen lange Gesichter

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6. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es läuft rund im TecDAX! Er kennt seit Tagen nur eine Richtung: nach oben. Seit Mitte März hat der Index gar 12 Prozent Kurszuwachs verbuchen können. Das aber allein auf den Erfolg der Solar- und Windkraft-Aktien zu schieben, greift zu kurz. Natürlich haben die Anbieter alternativer Energien von der Wende in der deutschen Atom-Politik wie auch vom gestiegenen Ölpreis profitiert und das Tech-Barometer glühen lassen. Der TecDAX-Anstieg steht aber auf vielen Füßen: Biotech-Konzern Qiagen etwa wurde für den Kauf der australischen Diagnostikfirma Cellestis Limited allseits gelobt. Die Übernahmefantasie beflügelte auch den Halbleitersektor. Nachdem US-Chiphersteller Texas Instruments ein Kaufangebot für den Rivalen National Semiconductor vorlegte, hofft die Branche nun auf eine breite Konsolidierungswelle. Im Kielwasser dieses Milliarden-Deals konnten die Aktien der TecDAX-Mitglieder Dialog Semiconductor und SüssMicrotec zulegen – auch diese Adressen könnten zum Übernahmeziel werden, schwärmte mancher Analyst bereits.

Von der Unsicherheit, die nach wie vor von den Unruhen im Nahen Osten oder der Atom-Misere in Japan ausgeht, lassen sich die Akteure hingegen nicht länger aus der Fassung bringen. Das Gros der mittelfristig orientierten Investoren kann es schlichtweg nicht verantworten, die TecDAX-Klettertour zu verpassen. Das institutionelle Bullenlager gewinnt bei der heutigen Sentimenterhebung der Börse Frankfurt noch einmal einige Anhänger – wenn auch die Höchststände aus dem Januar noch längst nicht erreicht wurden. Das bedeutet wohl: Die Investmentprofis wollen zwar kaufen, vielen ist der aktuelle Preis aber einfach zu teuer. Schließlich klettert der TecDAX von einem Dreijahreshoch zum nächsten. Auch die Privatanleger sind nach einigen ziemlich lethargischen Wochen wieder aktiv geworden: 7 Prozent der Akteure laufen ins Bullenlager über. In der Gesamtbetrachtung kann unser Sentiment-Indikator, der Bull/Bear-Index, weiter zulegen und notiert nun komfortabel oberhalb seines Jahresdurchschnitts.

Noch stellt der Optimismus aber keine Bedrohung für den Markt dar, zumal sich die Preise in dieselbe Richtung entwickeln. Will heißen, die Bullen stehen nicht auf der Verliererseite. Im Gegenteil: Diejenigen, die deutsche Tech-Werte noch nicht im Portfolio haben, machen derzeit lange Gesichter. Zwar sind viele Akteure nun notgedrungen eingestiegen – zu Recht, denn gerade die Übernahmefantasien führen womöglich zu einer echten Neubewertung einiger Aktien. Vermutlich handelt es sich bei den Neu-Bullen aber zumeist nur um zaghafte Engagements, einfach nur um zu signalisieren: Man ist dabei. Jegliche Verbilligung des Index werden die Anleger daher auch weiterhin nutzen, um ihre bullishen Positionen zu vergrößern. Dem TecDAX ist Unterstützung gewiss.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 61 % 19 % 20 % 43 %
Institutionelle 49 % 33 % 18 % 57 %
Total 54 % 27 % 19 % 100 %
ggü. letzter Erhebung + 4 % + 0 % – 4 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 06.04.2011, 12.00 Uhr: 950 Punkte (+ 3,26 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 61,4 Punkte

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