Rohstoffe: Anleger bleiben vorsichtig

aluminium+koffer+188x80.jpg

8. Oktober 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Schwaches Weltwirtschaftswachstum, der starke US-Dollar und ein in vielen Fällen steigendes Angebot drücken derzeit auf die Rohstoffpreise. Es scheint, als ob die Schwäche im Rohstoffsektor uns noch eine Weile begleiten wird, zumal Analysten mit einem weiteren Anstieg der US-Währung rechnen“, bemerkt Ole Hansen von der Saxo Bank. Auch ein deflationäres Umfeld, wie wir es aktuell erleben, wirke sich tendenziell negativ auf Rohstoffpreise aus. Aufgrund der abnehmenden Dynamik in Europa und einigen Schwellenländern wie Russland, Brasilien und Südafrika habe der Internationale Währungsfonds erst am gestrigen Dienstag seine globalen Wachstumsprognosen zum Teil deutlich reduziert. Auch für Deutschland mit lediglich 1,4 Prozent für das laufende und 1,5 Prozent für das kommende Jahr.

Anleger agieren ebenfalls skeptisch. Bernhard Wenger spricht von überwiegenden Mittelabflüssen auf Wochensicht aus den Produkten von ETF Securities über alle Rohstoffklassen hinweg.

So mancher Rohstoff notiere auf dem niedrigsten Kurs seit mehreren Jahren. „Dabei sollten gerade zyklische Anlageklassen angesichts der deutlich verbesserten US-Wirtschaft und des anziehenden Arbeitsmarktes profitieren“, meint Wenger. Die gegenwärtigen Kursniveaus stuft er daher als günstig ein.

Öl-ETCs auf niedrigem Niveau gefragt

Den Energiesektor hat es am härtesten getroffen. Etwa hat das Überangebot der Sorte Brent im „Atlantikbecken“ Hansen zufolge Öl aus Dubai und dem Omam verbilligt.

„Solange die OPEC keinerlei Anstalten macht, das Angebot zu reduzieren, dürften die Preise unter Druck bleiben“, urteilt Eugen Weinberg von der Commerzbank. Denn von einem Nachfrageanstieg könne man kaum ausgehen. Erst am gestrigen Dienstag habe die US-Energiebehörde EIA ihre Prognosen für die Ölnachfrage für das laufende und kommende Jahr nach unten revidiert.

Ölprodukte stehen bei ETF Securities auf den Einkaufslisten. Wenger spricht von Mittelzuflüssen bei Öl-ETCs (WKN WKN A0V9YX) in Höhe von 4,5 Millionen US-Dollar jn der zurückliegenden Woche. Mit einem Minus von 8,2 Millionen US-Dollar bei Erdgas-ETCs (WKN A0KRJ3) und Verkäufen in Höhe von 0,9 Millionen US-Dollar bei Benzin-ETCs (WKN A0KRJY) kämen die Energievervreifungen von ETF Securities allerdings auf minus 6,9 Millionen US-Dollar.

Gold als Krisenwährung weniger bedeutend

hansen+ole+120x125.jpg
Hansen

Im vergangenen Monat hat sich der Goldpreis von 1.256 auf aktuell 1.217 US-Dollar pro Feinunze nochmals verbilligt. Auf Basis von zwölf Monaten hat Gold 7,7 Prozent an Wert verloren.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in dieser Woche im ETC-Handel wider. Wenger verbucht Abflüsse in Höhe von 88 Millionen US-Dollar bei Goldprodukten (WKNs A0N62G, A0LP78).

Der wichtigste Treiber für den Goldabsturz ist eindeutig der starke US-Dollar“, bemerkt Hansen. Die Situation werde sich erst ändern, wenn es entweder zu einer Korrektur an den Aktienmärkten oder des US-Dollar kommt.

Trotz zahlreicher geopolitischer Krisen scheint Gold die Anziehungskraft als sicheren Hafen zumindest zwischenzeitlich eingebüßt zu haben. Anders als üblich reagierten die Edelmetalle auf derartige Entwicklungen diesmal nicht mit Preisaufschlägen. Dies müsse kein Dauerzustand sein. Bei einer Verschärfung der Situation könnten Investoren das Edelmetall durchaus wiederentdecken.

Silber, Platin und Palladium mit Erholungspotenzial

wenger+bernhard+120x125.jpg
Wenger

Auch Silberanteile werden verkauft(WKNs A0N62F, A0KRJ5). In der Wochenstatistik sind die entsprechenden ETCs von ETF Securities seien 46 Millionen US-Dollar leichter.

Wenger sieht allerdings Verteuerungschancen: „Da China und die USA für mehr als 40 Prozent der Weiterverarbeitung von Silber stehen, sollte das weiße Metall mit seinem Anteil von 50 Prozent in der industriellen Nutzung von der anziehenden US-Wirtschaft profitieren.“.

Ebenso hätte Investoren ihre Platin- (WKN A0N62D) und Palladium-Positionen (WKN A0N62E) abgebaut. „Allerdings werden für dieses Jahr hohe Angebotsdefizite und eine verbesserte Nachfrage aus der Automobilbranche erwartet“, beobachtet Wenger, der deshalb für beide Edelmetalle Preisanstiege erwartet.. „Wir erachten den jüngsten Preisrückgang angesichts der angespannten Marktlage bei Platin und Palladium für übertrieben und rechnen mit einer weiteren Erholung“, meint auch Weinberg.

Günstiger Nickelpreis lockt Anleger

weinberg+eugen+120x125.jpg
Weinberg

Ein massiver Ausverkauf an Nickel-Produkten in den vergangenen fünf Wochen hat den ganzen Metallsektor auf Jahressicht in die Verlustzone befördert, wie Hansen registriert. Nach einer starken Rallye im zweiten Quartal seien die Nickel-Lagerbestände auf ein Rekordhoch gestiegen. „Das indonesische Exportverbot hatte nicht zu der erwarteten Angebotsverknappung geführt.“Diesen Preisrutsch scheint so mancher Anleger für einen günstigen Einstieg zu halten. Wenger meldet den Ausbau von Nickel-Positionen (WKNs A0KRJ4, A0V9Y4).

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 8. Oktober 2014