Markttechnik: DAX mit Gegenwind

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17. April 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von Frühlingsstimmung ist an den Börsen derzeit nichts zu spüren, im Gegenteil: Am gestrigen Dienstag schloss der DAX den dritten Tag in Folge mit einem Minus, auch am heutigen Mittwoch geht es weiter kräftig abwärts. Mit aktuell knapp 7.560 Punkten ist der DAX vom Mehrjahreshoch Mitte März bald 50 Zähler entfernt. Auffällig stark, allerdings bei durchschnittlichem Volumen, hat der Index am Vormittag verloren und sich von der Delle seitdem nur leicht erholt. Auf längere Sicht, verglichen mit dieser Momentaufnahme, gehen viele technisch orientierte Analysten davon aus, dass sich die Konsolidierung noch fortsetzen wird.

„Die Indikatoren ziehen noch nach unten oder haben wieder nach unten gedreht“, erläutert etwa Christoph Geyer von der Commerzbank. Auch der leichte Umsatzanstieg am gestrigen Dienstag sei kein positives Zeichen, zumal Eröffnungs- und Schlusskurs nahezu auf einem Niveau gelegen hätten. „Das spricht für Unsicherheit am Markt.“ Geyer sieht unverändert den Unterstützungsbereich zwischen 7.400 und 7.500 Punkten als Zielzone für die kommenden Wochen.

Silberpreis als Warnsignal

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Deppermann

Für Klaus Deppermann von der BHF-Bank befinden sich die Börsen derzeit am Ende eine Top-Bildungsphase. „In den USA haben wir zuletzt noch neue Höchstkurse gesehen, eventuell wird es auch weitere geben. Nächste Woche sollte es damit aber vorbei sein.“ Dem Analysten zufolge sprechen zum einen diverse Intermarket-Indikatoren dafür. „Etwa kommen die Schwellenländerbörsen in der Entwicklung schon lange nicht mehr mit, und die Rohstoffpreise sind gefallen.“ Deppermann verweist konkret auf Silber, das in den vergangenen Tagen massiv an Wert verloren hat. „Vor zwei Jahren war der Silberpreiseinbruch der Auftakt für eine größere Korrektur am Aktienmarkt.“

Grundvertrauen schwindet

Zum anderen lasse auch die Anlegerstimmung auf einen Rücksetzer schließen. „Das mittelfristige Sentiment, das man auch als Grundvertrauen interpretieren kann, war lange auf einem sehr hohen Niveau und ist nun seit Wochen rückläufig.“ Deppermann erwartet eine Korrektur, die den DAX bis auf Niveaus vom vergangenen November zurückwerfen könnte. Erst ab August werde sich der Markt dann wahrscheinlich wieder stabilisieren. „Wenn der Einbruch schnell kommt, ist es vielleicht aber auch schon in drei oder vier Wochen wieder vorbei.“

Abwärtsdynamik könnte zunehmen

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Schmidt

„Beim DAX scheint es, als würde das aktuelle Motto ´Hin und Her macht Taschen leer´ lauten“, bemerkt Christian Schmidt von der Helaba mit Blick auf die starken Schwankungen des Leitindex. Nach wie vor sei der mittelfristige Trend abwärts gerichtet, der DAX notiere mittlerweile nachhaltig unter seiner 55-Tage-Linie. „Aktuell steht zudem die wichtige 100-Tage-Linie im Bereich von 7.696 Zählern zur Disposition.“ Zu einem gültigen Verkaufssignal komme es jedoch erst, wenn der Index mit mindestens zwei Schlusskursen darunter aus dem Handel ginge. Eine weitere Voraussetzung sei, dass der gleitende Durchschnitt seine steigende Tendenz verlasse, was bereits in Kürze der Fall sein könne.

„Außer Frage steht, dass sich aktuell keine ausreichend guten Chance- und Risikoprofile im Hinblick auf Long-Positionen definieren lassen“, meint Schmidt. Vielmehr drohe sich die laufende Abwärtsimpulsbewegung nochmals zu beschleunigen, wie der Rutsch unter den sehr wichtigen „Pivot Point“ bei 7.608 Punkten eindrucksvoll verdeutlicht habe. Die erste tragfähige Unterstützung auf der Unterseite finde sich bei 7.537 Punkten, darunter sei Luft bis 7.370 und 7.249 Zähler. Widerstände auf der Oberseite sieht der Analyst bei 7.650 und 7.695 Punkten.

Sentiment: immer noch im grünen Bereich

Anleger sind aber längst nicht so pessimistisch. Wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt zeigt, steigt der Optimismus der professionellen Investoren sogar noch. Der Bull/Bear-Index der aktiven professionellen Investoren steigt von 63,9 auf 64,4 Punkte. 3 Prozent der Befragten sind ins Bullenlager übergelaufen, das somit 52 Prozent ausmacht.

Privatanleger sind allerdings etwas vorsichtiger als noch vor einer Woche. Für die bislang deutlich zuversichtlicheren Privatanleger fällt der Bull/Bear-Index von 64,2 auf 61,1 Punkte, liegt damit aber immer noch klar oberhalb der entscheidenden 50-Punkte-Marke.

Anders sieht das bei den Privaten aus, von denen sich 5 Prozent von den DAX-Aktien getrennt haben. Diese Teilnehmer befragen wir übrigens noch vor den Professionellen.

An der Einstellung konnte auch der DAX-Einbruch heute Vormittag kaum rütteln, wir haben die Anleger bis 13 Uhr heute befragt. Bemerkenswert in dem Zusammenhang: In unserem Panel sind überwiegend mittelfristig orientierte Akteure vertreten. Die Privatanleger antworten dagegen Mehrheit bis zum Mittwochmorgen.

Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 17. April 2013 / Anna-Maria Borse