Markttechnik: Bullen haben das Zepter in der Hand

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5. März 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Drei Prozent runter und dann wieder zweieinhalb Prozent hoch – und das alles in nur zwei Tagen. Man könnte durchaus von einem turbulenten Wochenstart für den DAX sprechen, zumal Analysten dem deutschen Börsenbarometer vor einer Woche noch eine konstruktive Seitenlage bescheinigten. Nachdem der DAX wegen des sich zuspitzenden Konflikts in der Ukraine zum Wochenstart auf knapp 9.360 Zähler abgerutscht war, notiert der Index am Mittwochmittag wieder rund 220 Punkte höher bei 9.570 Punkten.

Aus Sicht von Wieland Staud, technischer Analyst und Geschäftsführer von Staud Research, haben die Bullen das Zepter damit wieder in der Hand: „Einfach klasse!“, kommentiert der Techniker das Marktgeschehen am gestrigen Dienstag. „Unabhängig aller politischen Unsicherheiten, die derzeit von Europas Ostgrenze ausgehen – eine bessere Antwort hätten die Bullen auf den verhagelten Wochenstart aus technischer Sicht wohl kaum geben können.

Hausse ist intakt

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Staud

Vom Start weg ging es aufwärts, wobei der Turbo erst mit der Rede Putins zur Mittagszeit gezündet wurde.“ Ob hohe Umsätze, impulsive Züge tragende Intraday-Muster oder das Candlestick-Kaufsignal ‚Sunrise‘ – all das habe das Zeug, was es für einen neuen Impuls und damit einen Schlussstrich unter die Korrektur brauche, meint Staud.

Für die weitere Kursentwicklung zeigt sich der Analyst dementsprechend optimistisch: „Politische Börsen hin oder her – nüchtern analysiert bieten sich nach dem Debakel vom Montag nun gute Chancen für eine Fortsetzung der übergeordnet nach wie intakten Hausse. Zur Wochenmitte gilt die Aufmerksamkeit zunächst den bis rund 9.600 Punkten reichenden Hürden.“ Bei den auf Bremskurs befindlichen Tagesindikatoren bestehen aus Sicht von Staud kurzfristig gute Aussichten auf neue Kaufsignale.

10.000er Marke bleibt erreichbar

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Geyer

Christoph Geyer von der Commerzbank schätzt die Lage der Indikatoren hingegen etwas negativer ein: „Die Indikatoren zeigen derzeit an, dass die Luft eher dünner geworden ist. Der MACD-Indikator hat eine Divergenz gebildet und der Stochastik-Indikator generierte vor einigen Tagen ein Verkaufssignal.“ Es bleibe in den kommenden Tagen abzuwarten, ob der DAX die nächste Aufwärtsbewegung zu neuen Rekordhochs nutzen könne. Aus Sicht von Geyer wäre dies wichtig für die weitere Entwicklung des Index. Und bisher sehe es ja auch nicht so schlecht aus: „Die 10.000er-Marke ist noch immer in Reichweite und von zyklischer Seite her auch bis April noch erreichbar“, prognostiziert der Charttechniker.

Blick weiter gen Norden richten

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Scherer

Nach Einschätzung von Jörg Scherer, technischer Analyst der HSBC, mahnen die frischen Ausstiegssignale beim MACD und Stochastik zwar an, dass weitere Abwärtsgefahren noch nicht gänzlich gebannt sind. „Dennoch gibt es gleich mehrere Anzeichen, die für eine Stabilisierung sprechen. Dazu zählt, dass sich die 90-Tages-Linie bei aktuell 9.336 Punkten den Bären erfolgreich in den Weg gestellt hat und der Leitindex damit auf der Unterseite zunächst solide unterstützt ist“, zeigt sich der Techniker zuversichtlich. Zudem sei das Abschlagspotenzial im selben Bereich aus dem im Rahmen des Baisse-Impulses abgeschlossenen kleinen Doppeltopp nahezu ausgeschöpft und die Top-Formation dank des Anstiegs über die jüngsten Tiefs bei 9.498/504 Punkten bereits wieder negiert. „Der Gegenwind für den DAX ist damit deutlich abgeebbt. Per Saldo kann der Blick beim daher weiter nach Norden gerichtet werden“, konstatiert Scherer und sieht das Februarhoch bei 9.720 Punkten als nächste wichtige Anlaufmarke, um die Wogen wieder nachhaltig zu glätten.

Einige Anleger treten an die Seitenlinie

Die gute Stimmung der institutionellen und privaten Investoren hat indes nachgelassen, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt ergibt. Der Profi-Bull/Bear-Index sinkt auf 55 von zuvor 52,6 Punkten. 3 Prozent der Bullen und 2 Prozent der Bären sind an die Seitenlinie getreten. Insgesamt gehen damit noch 40 Prozent von steigenden Preisen aus. Der Bull/Bear-Index der Privatanleger sinkt von 63,7 auf 61,6 Punkte. Hier sind noch 55 Prozent long positioniert.

Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG

© 5. März 2014