Marktstimmung: Schöne Bescherung?

Zusammenfassung

Obwohl der DAX im Vergleich zum letzten Mittwoch um 80 Punkt gestiegen ist, sehen die institutionellen Marktteilnehmer die Entwicklung des DAX eher pessimistisch und misstrauen dem stabilen Umfeld.
 
Optimistischer hingegen äußerten sich die privaten Anleger, deren Sentiment-Index auf den Wert von vor zwei Wochen auf +40 Punkte gestiegen ist.
 
Joachim Goldberg vergleicht den DAX mit anderen bedeutenden ausländischen Indizes und stellt fest, dass Marktteilnehmer hierzulande im Jahresvergleich bisher weniger erfolgreich waren. Er erklärt die negativen Umfrageergebnisse durch den Jahresverlust von drei Prozent.
 
Dennoch sieht er die Ergebnisse der heutigen Umfrage als nicht bedrohlich an, obwohl es der DAX aufgrund der schwachen konjunkturellen Entwicklung, dem Wechselkursrisiko und der derzeitigen Wahrnehmung der Politik der Europäischen Zentralbank nicht leicht habe.

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: +9 Punkte (+6 Punkte)
  • Private: +40 Punkte (+27 Punkte)

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Goldberg

12. November 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Obgleich der DAX gegenüber der vergangenen Stimmungserhebung noch einmal leicht zulegen konnte, will bei den institutionellen Marktteilnehmern keine richtige Kauflaune aufkommen. Stattdessen ist eher Rückzug angesagt – bei Pessimisten wie bei Optimisten. Erstere verloren per Saldo immerhin fünf Prozent aller Stimmen, während sich aus dem Bullenlager nur zwei Prozent der Befragten zurückzogen. Unter dem Strich ergibt sich damit bei unserem Börse Frankfurt Sentiment-Index ein relativer Zugewinn: Er notiert bei +9 (Vorwoche +6), ohne dass es neue Optimisten gab. Der Grund für die Zurückhaltung der Institutionellen scheint dabei immer noch der gleiche zu sein. Man traut dem noch stabilen Umfeld des DAX nicht so richtig über den Weg, obgleich andere wichtige Indizes richtig gut performen konnten. Da ist zum einen der japanische Nikkei Index, der heute ein neues Siebenjahreshoch markierte, und zum anderen der US-Aktienmarkt, repräsentiert durch den breiten S&P 500 Index, der gestern schon wieder mit einem neuen Allzeithoch aufwartete. Betrachtet man die bisherigen Hochpunkte des US-Aktienmarkts in diesem Jahr und vergleicht sie mit den Extrema des DAX im selben Zeitraum, lässt sich eine stetig sich vergrößernde Kluft zwischen beiden Aktienmärkten erkennen. Betrug die Differenz zwischen beiden Indizes etwa am 24. Juli noch 5,7 Prozent zu Gunsten der USA, hat sich die Differenz bis gestern auf deutlich über zehn Prozent vergrößert. Während sich US-Anleger also bis dato über einen Gewinn von rund zehn Prozent seit Jahresbeginn freuen können, müssen sich die Anleger hierzulande mit einem Jahresverlust von fast drei Prozent zum Erhebungszeitpunkt abfinden. In dieser deutlichen Differenz spiegeln sich nicht nur unterschiedliche konjunkturelle Erwartungen wider. Vielmehr scheinen die institutionellen Anleger momentan die Hoffnung verloren zu haben, dass die Europäische Zentralbank auf kurze Sicht dem Wachstum in Europa wieder auf die Füße helfen kann.

Privatanleger hoffen auf Jahresendrallye

Jeden Donnerstag:

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

Umso erstaunlicher ist es, dass die Privatanleger ihren bisherigen Optimismus nicht nur beibehalten, sondern sogar wieder auf das Niveau von vor 14 Tagen ausbauen konnten. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index liegt nämlich bei +40, und das Bullenlager ist dabei so gut gefüllt wie seit November 2013 nicht mehr. Der Glaube an eine Jahresendrallye – wo immer sie auch herkommen mag – scheint bei den Privatanlegern unverwüstlich zu sein. Vielleicht sind aber einige Akteure auch nur von der Hoffnung erfüllt, die Einstandspreise früherer bullisher Engagements wieder zu erreichen, die wahrscheinlich leicht oberhalb der 9.600er Linie liegen dürften.

Aus der heutigen Stimmungserhebung ergeben sich für den DAX keine unmittelbaren Bedrohungen. Auch der recht hohe Börse Frankfurt Sentiment-Index der Privatanleger dürfte im Falle steigender Kurse und damit verbundenen etwaigen Abgaben bestenfalls für Sand im Getriebe sorgen. An der Unterseite sehen wir indes mögliche Nachfrage institutioneller Marktteilnehmer, aber nur bei weiteren, deutlichen Abschlägen. Wichtige Kapitalströme aus dem Ausland, von denen der DAX längerfristig profitieren könnte, dürften bei der derzeitigen Gemengelage ausbleiben. Zwar sieht der DAX im Vergleich zu seinem breitgefassten US-Pendant zumindest vordergründig optisch günstig aus. Allerdings ist der Kursverfall des Euro, mit dem die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks offenkundig keine Probleme haben, nicht dafür geeignet, ausländische Anleger anzuziehen. Fehlende Konjunkturphantasie in der Eurozone, eine als zögerlich wahrgenommene Europäische Zentralbank in Kombination mit einem Wechselkursrisiko sehen einfach nicht attraktiv aus. Mit anderen Worten: Der DAX hat es derzeit nicht leicht.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 12. November 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index
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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken:

Institutionelle Anleger

  Bullish Bearish  Neutral
 Total  43%  34%  23%
 ggü. letzter Erhebung  -2%   -5%  +7%
  • Stand DAX (12. November):  9320 (+0,86%)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +9 Punkte (+6 Punkte)

Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung der comdirect bank AG

   Bullish Bearish  Neutral
Total  60%  20%  20%
ggü. letzter Erhebung  +5%  -8%  +3%
  • Stand DAX (12. November): 9320 (+0,86%)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +40 Punkte  (+27 Punkte)