Marktstimmung: Noch ein Erfolgserlebnis

Zusammenfassung der Analyse

Die Kursbremse deutscher Bluechips verhagelt den professionellen Anlegern die Stimmung. 6 Prozent haben ihre Aktien verkauft, 4 Prozent sind short gegangen. Das drückt den Stimmungsindikator auf -1 und bei Null verläuft die Grenze zwischen einem optimistischen und einem pessimistischen Markt. Der Index selbst ist im gleichen Zeitraum um 110 Punkte gefallen.

Joachim Goldberg vermutet, dass einige die Rückkehr des Index „in die frühere breite Konsolidierungszone“ erwartet und erfolgreich gehandelt haben. Außerdem gingen inzwischen soviele Börsianer von einer Leitzinssenkung der EZB aus, das immer weniger Anleger von eine Kursschub von eben dieser ausgehen und ihre Long-Positionen aufgeben.

Anders sieht das bei den privaten Anlegern aus, von denen zwar ebenfalls 6 Prozent ihre Bestände verkauft haben, aber andere 5 Prozent auch ihre Short-Engagements. Der Sentiment-Index liegt mit +7 Punkten weiter klar im Plus. Goldberg hält die Privatanleger schlichtweg für mutiger.

Insgesamt sieht er die Pessimisten im Risiko, dass sie bei einem eindeutig steigenden DAX „auf den schnell fortfahrenden Zug noch aufspringen zu müssen.“

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: -1 Punkte (Vorwoche +9 Punkte).
  • Private: +7 (Vorwoche +8 )

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Goldberg

21. Mai 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Obgleich der DAX seit der letzten Stimmungserhebung ein neues Allzeithoch erreicht hatte, konnte dieser Ausbruchsversuch an der Oberseite manch einen institutionellen Anleger dennoch nicht überzeugen. Vielmehr dürfte es einige Akteure gegeben haben, die sich vor dem späteren Rückfall der Kurse in die frühere Konsolidierungszone zwischen 9.100 und 9.700 Zählern schnell wieder von ihren bullishen Positionen der Vorwoche getrennt haben. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index1 ist mit einem Wert von -1 wieder ins pessimistische Areal zurückgekehrt.

Für diese Vorsicht kurz vor dem Allzeithoch mag es mehrere Gründe gegeben haben. Zum einen hatten wir bereits bei der vergangenen Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt festgestellt, dass einige bullishe Engagements nicht gerade aus Überzeugung getroffen worden waren. Das Zurückfallen in die frühere breite Konsolidierungszone mag daher von einigen Akteuren frühzeitig gesehen und auch erfolgreich gehandelt worden sein. Aus markttechnischer Sicht stellt dieser missglückte Ausbruch des DAX in der vergangenen Woche für manchen Beobachter das Vorzeichen einer drohenden Fehlentwicklung (einen so genannten „false break“) dar, deren Bestätigung zwar noch aussteht, aber gemäß Lehrbuch eine kräftige Abwärtskorrektur des DAX zur Folge haben würde.

Zum zweiten hat sich das Augenmerk der meisten Marktteilnehmer auf die kommende Sitzung der Europäischen Zentralbank am 5. Juni konzentriert, von der sich 47 der 52 von Bloomberg befragten Ökonomen eine geldpolitische Lockerung versprechen. Weil dabei eine Leitzinssenkung als ausgemachte Sache gilt und auch negative Einlagezinsen von vielen nicht mehr ausgeschlossen werden, ist die Erwartungshaltung bereits jetzt, also gut zwei Wochen vor der EZB-Sitzung, so hoch, dass gleichzeitig für viele Börsianer das Risiko einer Enttäuschung gestiegen ist. Mit anderen Worten: Die Zahl derer, die für den DAX aus den geldpolitischen Maßnahmen der EZB einen großen Auftrieb erhoffen, ist gesunken.

Privatanleger sind mutiger

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Bei den Privatanlegern ist eine derartige Skepsis indes bislang nicht aufgekommen. Zwar hat sich die Gruppe der Optimisten um 6 Prozent der Befragten verringert, aber von den Pessimisten haben sich fast gleich viele Akteure verabschiedet, weswegen sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index nur marginal auf +7 zurückgebildet hat. Denn gleichzeitig ist das Lager der neutral Gestimmten auf 27 Prozent der Befragten angestiegen und erreichte damit den höchsten Stand seit Januar 2013.

Per Saldo hat sich an der Grundsituation für den DAX nicht viel verändert, denn die institutionellen Akteure sind mehrheitlich immer noch skeptisch und stellen sich offenbar auf Enttäuschungen ein. Außerdem dürfte sich das Gros immer noch an der in diesem Jahr überwiegend gültigen, oben genannten Konsolidierungszone orientieren, innerhalb derer einige Investoren allerdings sehr erfolgreich handeln konnten. Die jüngsten Verkäufe sind daher verständlicherweise mit einem hohen Maß an Selbstbewusstsein vorgenommen worden – wenngleich damit auch ein hohes Risiko verbunden bleibt, im Falle einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung des DAX möglicherweise zu spät reagieren zu können und dann auf den schnell fortfahrenden Zug noch aufspringen zu müssen. Diese Nachfrage würde sich übrigens auch einstellen, falls die Aktienkurse im Verlauf einer stärkeren Korrektur weiter zurückfallen sollten. Ein Szenario, bei dem am Ende die Optimisten eine gute Chance haben dürften, die Oberhand zu gewinnen.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 21. Mai 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.


Börse Frankfurt Sentiment-Index

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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX


Instituitionelle Anleger

  Bullish Bearish Neutral
Total 38 %
39 %
23 %
ggü. letzter Erhebung -6 %
+4 %
+2 %

 

  • Stand DAX (21. Mai): 9.640 Punkte (-1,14% gegenüber der letzten Erhebung)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -1 Punkte (Vorwoche: +9 Punkte)


Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung von Comdirect

  Bullish Bearish Neutral
Total 40 %
33 %
27 %
ggü. letzter Erhebung -6 %
-5 %
+11 %

 

  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +7 (Vorwoche: +8 Punkte)

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