Marktstimmung: Im Angesicht der 10.000

Zusammenfassung der Analyse

Der DAX hat seit der vergangenen Erhebung immerhin 300 Punkte zugelegt steht nun kurz vor der symbolträchtigen 10.000er Marke. Während die Stimmung der institutionellen Anleger noch einmal einen großen Schritt Richtung 10.000 gemacht hat, weichen Privatanleger sogar etwas zurück. 8 Prozent der befragten institutionellen Anleger sind eingestiegen, 3 Prozent haben ihre Short-Engagements glatt gestellt, der Sentiment-Index kommt auf +10 Punkte.

Bei den Privatanlegern fällt auf, dass 12 Prozent die Seitenlinie verlassen und Position bezogen haben. Aber nur 5 Prozent sind long gegangen und ganze 7 Prozent short. Das senkt den Sentiment-Index auf +5 Punkte.

Joachim Goldberg findet es beruhigend, dass zwar die Kommentatoren alle geopolitsche Unsicherheit weggeblasen haben, die Anleger jedoch nicht. Der Sentiment-Index läge nach wie vor unterhalb seines Jahresmittels, so dass man keinesfalls von Optimismus oder gar von Euphorie sprechen könne. Eher seien frühere Bullen in eine Short-squeeze geraten und hätten diszipliniert ihre Positionen geschlossen.

Der verhaltensorientierte Analyst fasst zusammen, dass die Situation für die Skeptiker zunehmend ungemütlicher wird. „Sollte das Börsenbarometer daher noch einmal moderat zurückfallen, könnte das viel Nachfrage wecken. Sollte sich der DAX allerdings oberhalb von 10.000 Zählern etablieren, komme es fast unvermeidlich zu Notkäufen.

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: +10 Punkte (Vorwoche -1 Punkte).
  • Private: +5 (Vorwoche +7 )

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Goldberg

28. Mai 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es bedurfte nur eines Wochenendes, um die schlimmsten Befürchtungen der Anleger aus dem Weg zu räumen. Denn groß war bis Montag die Zahl der Unsicherheitsfaktoren: Ob es sich nun um die Europawahlen, den Urnengang in der Ukraine, Scharmützel zwischen China und Vietnam oder die Staatskrise in Thailand handelte – politische Risiken gab es auf dieser Welt genügend, um Anleger von größeren Aktienengagements zurückzuhalten. All diese Ängste scheinen nun jedoch wie weggeblasen zu sein, so als hätten sie nie existiert. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man den Kommentatoren Glauben schenkt. Einige Analysten versteigen sich derzeit sogar zu der These, man müsse angesichts des bevorstehenden Anlaufs des DAX auf die 10.000er Marke darauf aufpassen, dass nicht eine gewisse Sorglosigkeit um sich greife. So gesehen hätte die heutige Befragung mittelfristig orientierter Investoren eigentlich einen starken Optimismus anzeigen müssen.

Tatsächlich hat sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index mit einer Erholung auf +10 (in der Vorwoche verzeichneten wir mit -1 noch leichten Pessimismus) auf eine Position hochgearbeitet, die den Stand von vor 14 Tagen nur geringfügig übertrifft, wobei sich bemerkenswerterweise die Polarisierung zwischen Bullen und Bären per Saldo leicht verschärft hat. Wenn man bedenkt, dass der Index nach wie vor unterhalb seines Jahresmittels liegt, kann man also keinesfalls von Optimismus oder gar von Euphorie sprechen. Tatsächlich sind es lediglich ein paar frühere Skeptiker gewesen, die angesichts eines Kursanstiegs von 3,1 Prozent seit der vorherigen Erhebung diszipliniert die Notbremse gezogen, zurückgekauft und damit zu einer veritablen Short-squeeze beigetragen haben; nachdem sie am vergangenen Mittwoch noch auf eine Korrektur des DAX gesetzt hatten. Mehr Optimisten konnte der DAX jedoch trotz der laufenden Diskussion um mögliche geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der EZB anscheinend nicht für sich gewinnen.

Skeptiker geraten unter Druck

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Jeden Donnerstag

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Auch die Privatanleger zeigten sich angesichts des starken Kursanstiegs des Börsenbarometers recht zurückhaltend. Weil sowohl die Bullen als auch die Bären gleichzeitig deutlich zugelegt haben, wobei die Bären etwas mehr Zulauf erhielten, ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index sogar leicht, nämlich auf den Stand von +5, zurückgefallen. Immerhin muss man dieser Investorengruppe konzedieren, dass sie sich im Gegensatz zu den institutionellen Anlegern während der vergangenen Tage optimistischer und auch mutiger gezeigt haben.

Unterm Strich gestaltet sich die Situation für die Skeptiker zunehmend ungemütlicher. Und wer sich bislang an die umstrittene Börsenregel “Sell in May“ gehalten und auf fallende Kurse gesetzt hatte, musste im schlimmsten Fall dabei zusehen, wie der DAX in diesem Monat mehrere neue Allzeithochs erreichen und bislang fast sechs Prozent an Wert hinzugewinnen konnte. Sollte das Börsenbarometer daher noch einmal moderat zurückfallen, dürfte das viel Nachfrage wecken und die Käufer erfreuen, die gerne noch einsteigen möchten, sich aber heute, kurz vor der 10.000er Marke, noch nicht trauen. Dramatisch dürfte sich die Lage indes zuspitzen, wenn sich der DAX tatsächlich oberhalb von 10.000 Zählern etablieren sollte. Weil die Signalwirkung dieses Niveaus auch vorsichtigste Händler in Argumentationsnöte bringen und fast unvermeidlich zu Notkäufen animieren würde.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 28. Mai 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.


Börse Frankfurt Sentiment-Index

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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX


Instituitionelle Anleger

  Bullish Bearish Neutral
Total 46 %
36 %
18 %
ggü. letzter Erhebung +8 %
-3 %
-5 %

 

  • Stand DAX (28. Mai): 9.940 Punkte (+3,02% gegenüber der letzten Erhebung)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +10 Punkte (Vorwoche: -1 Punkte)


Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung von Comdirect

  Bullish Bearish Neutral
Total 45 %
40 %
15 %
ggü. letzter Erhebung +5 %
+7 %
-12 %

 

  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +5 (Vorwoche: +7 Punkte)

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