Marktstimmung: Hohe Zuversicht spiegelt hohe Erwartungen

Zusammenfassung der Analyse

Kaufrausch der Profis: Institutionelle Investoren schlagen zu, denn nochmal 7 Prozent sind long gegangen. Außerdem haben 4 Prozent ihre Short-Engagements dicht gemacht. Das schiebt den Bull/Bear-Index der professionellen Anleger weiter nach oben auf bullishe 70,6 Punkte. Aber auch die Privaten ziehen mit: 9 Prozent sind eingestiegen, 6 Prozent aus den Short-Positionen raus. Der Bull/Bear-Index schnellt auf 63,7 Punkte, das sind 7,9 Punkte mehr als vergangenen Mittwoch.

Der DAX selbst liegt auf Jahressicht 21 Prozent vorne. Allerdings glaubt Gianni Hirschmüller, dass die Profis bestenfalls zu einem Drittel an der DAX-Hausse beteiligt gewesen und ansonsten nicht engagiert gewesen seien. Inzwischen hätte die DAX-Entwicklung bei vielen den Einstieg erzwungen. Die Privatanleger hätten sich erheblich besser geschlagen. Sein Fazit: Die Stimmung sei der DAX-Entwicklung gefolgt, das große Geschäft hätten offensichtlich andere Marktteilnehmer gemacht, vermutlich ausländische. 

Von den Einzwelwerten führt erneut die Commerzbank die Gewinner- und die Verliererliste an.

Bull/Bear-Index: 70,6 Punkte

Vorwoche: 64,4 Punkte. Oberhalb 50 Punkte ist der Markt optimistisch, unterhalb pessimistisch.

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Hirschmüller

18. Dezember 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Jahr 2012 schloss der DAX mit einem Kursplus von 30 Prozent ab. Diesen satten Wertzuwachs wird er dieses Jahr wohl nicht mehr vorweisen können. Aber immerhin liegt er momentan rund 21 Prozent vorne. Ein Ergebnis, dass sich im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen kann und heimische Investoren zum zweiten Mal in Folge glücklich machen dürfte – vorausgesetzt, sie waren dabei.

Die von der Börse Frankfurt befragten institutionellen Investoren können das nun endlich auch von sich behaupten, wenn auch mit reichlich Verspätung. Denn erst zur letzten Erhebung 2013 präsentieren sie das beste Stimmungsbild des laufenden Jahres. Unser Bull/Bear-Index befindet sich mit 70,6 Prozent auf Jahreshoch und liegt damit einen Hauch über der bisherigen Spitze, die aus Ende Juni stammt.

Der Hausse zugeschaut

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Die gute Stimmung, die derzeit vorherrscht, ist also keinesfalls repräsentativ für das zu Ende gehende Börsenjahr. Sie spiegelt aber die hohen Erwartungen der Akteure an die kommenden Monate wider. Verständlich wird das Ganze erst, wenn man betrachtet, wann der DAX seine Gewinne erzielt hat und wie oft in dieser Zeit die Panel-Teilnehmer auch wirklich investiert waren. Im Jahresdurchschnitt lag der Bull/Bear-Index bei 56,7 Prozent – immerhin höher als im vergangenen Jahr. Bedenkt man aber, dass der Löwenanteil des DAX-Jahresgewinns genau mit dem Beginn der zweiten Jahreshälfte entstanden ist, lohnt sich ein genauerer Blick auf das Verhalten der Institutionellen in diesem Zeitraum. Und siehe da, lediglich bei acht der 25 Erhebungen des zweiten Börsenhalbjahres lag der Optimismus der Akteure oberhalb des zuvor erwähnten Jahresdurchschnitts. Mit anderen Worten: Sie partizipierten bestenfalls zu einem Drittel an der DAX-Hausse. Den restlichen Anstieg verfolgten sie von der Zuschauertribüne.

Eine weitere Auffälligkeit der heutigen Sentiment-Umfrage ist das Anderthalbjahrestief im Lager der neutralen Institutionellen. Es beweist, dass die Akteure nichts mehr auf den Rängen hält bzw. die DAX-Entwicklung bei vielen ein Einschreiten erzwungen hat.

Die Privatanleger haben sich indes ein bisschen besser aus der Affäre gezogen. Im direkten Vergleich liegen sie sowohl bei der Anzahl der Erhebungen in denen ihr Bull/Bear-Index über dem Jahresdurchschnitt notierte, als auch beim Niveau des Stimmungsbarometers leicht über den Werten der Profis. Diese Woche hingegen haben Letztere die Nase vorn, denn der Optimismus der Privaten liegt lediglich bei 63,7 Prozent.

Abschließend kann also behauptet werden, dass die Stimmung der DAX-Entwicklung gefolgt ist, was an sich nicht positiv für den weiteren Kursverlauf zu werten ist. Das große Geschäft haben offensichtlich andere (ausländische Marktteilnehmer) gemacht. Den heimischen Akteuren bleibt indes die Hoffnung, dass die Rally im nächsten Jahr weitergehen wird.

von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 18. Dezember 2013

Sentiment-Zahlen

  • Stand DAX (18. Dezember): 9.140 Punkte (+ 0,5 % gegenüber der letzten Erhebung)
  • Stand Bull/Bear-Index Institutionelle Anleger: 70,6 Punkte

Instituitionelle Anleger

  Bullish Bearish Neutral
Total 62 % 25 % 13 %
ggü. letzter Erhebung +7 % -4 % -3 %

 

  • Stand Bull/Bear-Index Private Anleger: 63,7 Punkte

Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung von Comdirect

  Bullish Bearish Neutral
Total 57 % 31 % 12 %
ggü. letzter Erhebung +9 % -6 % -3 %

 

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Graue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX

Weiterführende Links

Mehr Bullen, aber nicht mehr Fantasie

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Goldberg

Dass sich der DAX nur um 0,3 Prozent im Wochenvergleich befestigt hat, spiegelt sich auch in den Prognosen unserer mittelfristig orientierten Anleger wider. Jene haben sich nämlich, zumindest was die Median-Vorhersagen angeht, bei den Bullen und Bären nicht verändert. Und dies, obwohl es in der letzten Befragung des Jahres noch einmal zu einer deutlichen Verschiebung in den einzelnen Gruppierungen gekommen ist. Dabei hat das Bullenlager noch einmal neue Freunde (fast gleichmäßig zulasten von Bären und Neutralen) gewonnen. Diese Steigerung um 7 Prozentpunkte hat sich jedoch nicht in bullisheren Prognosen niedergeschlagen. Sowohl das Niveau für erste Gewinnmitnahmen bei 9.260 Zählern als auch die optimistischsten Ansagen von 9.570 (gemessen an der ersten Standardabweichung) blieben wenig bewegt. Auch unser Ausreißer-Tipp von 10.000 DAX Zählern ließ sich von der bis Montag korrektiven negativen Entwicklung des Börsenbarometers nicht beeinflussen. Überhaupt rechnen wir (vgl. Hauptanalyse) vor dem Jahresende selbst im Falle steigender Kurse nicht mit massiven Gewinnmitnahmen, da der Großteil der bestehenden Engagements erfahrungsgemäß bei solch einem hohen Commitment über den Ultimo gehalten wird.

Die größten Pessimisten haben aufgegeben

Immerhin konnten wir etwas Bewegung bei den Pessimisten feststellen, bei denen die Prognose-Bandbreite um mehr als einen Prozentpunkt verringert hat. Dabei ist das Niveau für erste Eindeckungskäufe mit 9.010 Zählern gegenüber der Vorperiode fast unverändert geblieben, während die negativen Vorhersagen für den DAX deutlich angehoben wurden. Damit dürfte ein Teil des jüngsten Kursanstiegs beim DAX auf Rückkäufe verlustträchtiger Short-Positionen oder verspätete Einstiege früherer Möchtegern-Bullen zurückzuführen sein. Damit dürften die restlichen 25 Prozent der Befragten unseres Panels bestenfalls im Falle erneuter Rücksetzer noch als Käufer aktiv werden, ansonsten jedoch einem weiteren Kursanstieg tatenlos zusehen.

Um eine kleinere Gruppe neutral gestimmter Akteure wie zurzeit zu finden, muss man schon bis zum 30. Mai 2012 zurückgehen, als der Anteil dieser Händler am gesamten Panel nur 12 Prozent der Befragten betrug. Die Verbliebenen haben ihr Prognoseband noch einmal verringert – man scheint für den Rest dieses Jahres trotz der heutigen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank nicht mehr viel Volatilität zu erwarten.

   Median höchster Wert* tiefster Wert* Streuung
Bullen 9.400 / +-0 9.570 9.260 155 / -15
Bären 8.900 / +-0 9.010 8.740 135 / -45
Neutrale 9.150 / -50 9.240 9.040 100 / -20

* = eine Standardabweichung vom Mittelwert aller Kursprognosen.

DAX-Gewinner und -Verlierer: Wie sich die Geister scheiden

Einzelwertanalyse

Untersucht werden die Aktien, die für Bullen und Bären derzeit die größten Favoriten darstellen, also die mit der besten erwarteten Entwicklung und die mit der schlechtesten.

In der letzten Woche des Jahres scheint selbst auf unserer Verliererliste etwas Ruhe eingekehrt zu sein. Den Spitzenplatz hat dabei eine alte Bekannte, die Commerzbank, übernommen und 13 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. Wie schon häufig in den vergangenen Monaten geschehen, polarisiert dieses Papier ein weiteres Mal und führt auch mit 10 Prozent der Befragten unseres Panels die Liste der Kauffavoriten an. ThyssenKrupp, vor zwei Wochen noch von fast einem Fünftel der Investoren geschmäht, belegen nur noch den zweiten Platz und fallen mit einem Anteil von 11 Prozent kaum mehr auf. Auf Rang drei liegen K+S, die, ebenfalls wie die Commerzbank, die institutionellen Anleger polarisiert, wenn auch auf erheblich niedrigerem Niveau (6 Prozent).

Noch weniger ausgeprägt ist die Vorstellung der Akteure, wenn es um die kommenden Gewinner geht. Die ersten beiden Ränge belegen die oben genannten „Polarisierer“ Commerzbank und K+S. Erstere sind auf der Top-Liste zum ersten Mal seit dem 21. August wieder mit einem zweistelligen Prozentsatz an Anhängern (10 Prozent) vertreten, während K+S mit 7 Prozent der Voten gerade noch etwas mehr Kauf- als Verkaufsinteressenten auf sich zog. „Bronze“ geht an BASF, die mit 6 Prozent zwar nicht allzu viel Kaufinteresse auf sich zogen, aber immerhin nicht bei den Flops geführt werden.

Aber die Händler sind sich nicht nur bei Commerzbank und K+S uneins. So scheiden sich die Geister auch noch bei der Deutsche Bank, der Deutsche Telekom und Fresenius Medical Care, die mit gleich hohen Anteilen sowohl bei den Flops als auch bei den Tops geführt werden.

von Joachim Goldberg, cognitrend – für boerse-frankfurt.de
© 18. Dezember 2013

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