Fonds: Der Schreck sitzt tief

16. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Alle Hände voll zu tun haben die Market Maker im Fondshandel angesichts der Ausverkaufsstimmung der zurückliegenden Handelstage. „Die Umsätze sind hoch und auch der Wochenauftakt ist von Abgaben geprägt“, berichtet Frank Wöllnitz. Selbst zwischenzeitliche Phasen steigender Märkte hätten wenig Überzeugungskraft. „Bei Aufwind an den Börsen bleiben die Fondsanleger im jetzigen Marktumfeld lieber fern“, vermutet der Händler von ICF Kursmakler. Der Schrecken sitze wahrscheinlich zu tief.


Deisenroth-Boström

Es gelte weiterhin die Devise „Alles muss raus“, wenn auch auf niedrigerem Niveau, berichtet Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank. Denn ein großer Schwung an Verkäufen sei durch das Erreichen von Stopps erst einmal abgearbeitet. Auch zeichne sich gegenwärtig kein Trend ab, der eine Rückkehr der Anleger rechtfertige. Ob die am Dienstag anstehenden Gespräche zwischen der Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Sarkozy eine Lösung bereitstelle, sei offen. Die erneuten Diskussionen über die mögliche Einführung von Eurobonds hätten das Krisentreffen der beiden Staatschefs in Paris in den Fokus der Marktteilnehmer gerückt. „Es ist schwer einzuschätzen, welche Maßnahmen helfen und welche nicht“, erklärt Deisenroth-Boström.

Europäische Aktien werden gemieden

Von extrem hohen Verkäufen an Publikumsfonds-Anteilen bis Donnerstag vergangener Woche spricht Anja Deisenroth-Boström. Danach hätte sich der Umsatz geviertelt. Dies gelte auch für Publikumsfonds mit deutschen und europäischen Aktien, die weiterhin tendenziell auf den Verkaufslisten stünden. Deutliche Abgaben meldet die Baader Bank etwa für den cominvest Fondak P (WKN 847101), den DWS Deutschland (WKN 849096) sowie den Fidelity Fund European Growth (WKN 973270). Anleger trennten sich Wöllnitz zufolge zudem verstärkt vom Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0).

Gegen den Strom schwimme der Edmond de Rothschild Europe Value Cap (WKN 798749), für den ICF Kursmakler einen Kaufüberhang ausmacht. Der Fonds zielt auf eine Überrendite gegenüber dem MSCI Europe 15 Index mit Aktien von europäischen Unternehmen, die im Euro-Raum sowie in Großbritannien, in der Schweiz, in Dänemark, Schweden und Norwegen ansässig sind.

Goldminen bleiben nicht verschont


Wöllnitz

Rohstoffe würden derzeit ebenfalls auf wenig Gegenliege stoßen. „Insgesamt sind die Rohstoffmärkte unter Druck“, berichtet Frank Wöllnitz. Das hätte auch bei den entsprechenden Fonds zu Verkäufen geführt. Von Abgaben spricht Wöllnitz beispielsweise beim Earth Exploration Fund (WKN A0J3UF), der weltweit in Aktien aus den Bereichen Öl und Gas, Edelmetalle, Basismetalle, Uran, Diamanten, erzhaltigen Sande sowie Kohle investiert. Deutliche Verkäufe registriert die Baader Bank zudem für Edelmetallminen. Anleger trennten sich in großem Stil sowohl von der US-Dollar- als auch der Euro-Version des BGF World Mining Fund (WKN 986932, A0BMAR). Die Finger lassen Investoren Deisenroth-Boström zufolge zudem vom BGF World Gold Fund (WKN 974119). Der in US-Dollar notierte Fonds fokussiert sich auf Aktienwerte von Unternehmen, die überwiegend im Goldbergbau tätig sind.

Ölpreisdruck trifft Fonds mit russischen Werten

Vom Abwärtssog betroffen seien auch Fonds, die ihren Schwerpunkt auf Schwellenländer legen. Portfolios mit osteuropäischen und russischen Unternehmen wie etwa der DWS Russia (WKN 939855) gehörten dazu. „Hier macht sich der stark unter Druck geratene Ölpreis bemerkbar“, glaubt Wöllnitz. Binnen 30 Tagen habe der Kurs für das schwarze Gold um über 9 Prozent nachgegeben. Als weltweit größter Energieexporteur hänge die gesamte Wirtschaftsentwicklung Russlands stark von der Nachfrage nach Öl und Gas ab. Wenn, wie es sich nun abzeichne, der Westen langsamer wachse, dann benötige er auch weniger Energie.

Von einem Verkaufsüberhang spricht Wöllnitz zudem beim Magellan C (WKN 577954), dessen Schwerpunkt auf Unternehmen aus Lateinamerika, Südostasien, Afrika und Europa liegt. Auf der anderen Seite hätten sich Portfolios mit indischen Unternehmen wie etwa der HSBC Gif Indian Equitiy (WKN 974873) der Spirale nach unten relativ gut entziehen können. Sie seien zwar abgegeben worden, aber weniger stark .

© 16. August 2011/Iris Merker