ETFs: Herbstanfang

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23. September 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In der vergangenen Woche sah es noch gut aus: Kursgewinne an den Börsen lockten viele Anleger in Aktien-ETFs. „Mit 62 Prozent überwogen bei uns klar die Zuflüsse“, berichtet Frank Mohr von der Commerzbank. Beflügelt worden waren die Kurse unter anderem durch Aussagen der US-Notenbank-Chefin Janet Yellen, die noch für einen „beträchtlichen Zeitraum“ niedrige Zinsen in Aussicht gestellt hatte. Für Erleichterung sorgte außerdem das „No“ der Schotten in der Abstimmung über die Unabhängigkeit. „Gerade britische Aktien und Anleihen wurden Ende der Woche gekauft“, erklärt Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank.

In dieser Woche ist die Stimmung aber schlechter: „Die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone im September sind schwach ausgefallen, außerdem drücken Sorgen um das Wachstum in China auf die Kurse“, bemerkt Kleefeld. Ihm zufolge könnte der Kursrückgang bei den US-amerikanischen Midcaps von gestern ein Vorbote für einen generellen Rücksetzer sein. Der DAX notiert am Dienstagmittag bei 9.617 Punkten und damit deutlich unter dem Stand von gestern, die Gewinne der Vorwoche sind wieder dahin.

Die Umsätze im ETF-Handel bleiben unterdessen hoch. „Diese Niveaus scheinen Normalität zu werden“, bemerkt Mohr. „Indexfonds bleiben auf dem Vormarsch.“

Am liebsten breit aufstellen

Vor allem sehr breit streuende Aktienfonds fanden Anhänger. Kleefeld zufolge kauften Anleger zum Beispiel MSCI World-Indexfonds. Marco Salaorno von der Société Générale meldet ebenfalls Zuflüsse im Tracker des MSCI World, aber auch des Industrie- und Schwellenländer abdeckenden All Country-Index ACWI, etwa mit dem Lyxor MSCI ACWI (WKN LYX0MG).

Was deutsche, europäische und US-amerikanische Aktien angeht, war das Bild gemischt: Salaorno berichtet von großen Zuflüssen in S&P 500-ETFs (WKN 264388), laut Mohr wurden hier aber beide Seiten gespielt. „Zuvor waren US-Werte ja besser gelaufen als europäische Dividendentitel.“ 

Hiesige Bluechip-ETFs ohne Trend

Mohr spricht von sehr großem Interesse an Euro Stoxx-ETFs. „DAX und Euro Stoxx stehen bei uns auf den Verkaufslisten“, erklärt hingegen Kleefeld. 

„Wir sehen Handel in beide Richtungen“, fasst Ralf Bendig von ICF Kursmakler zusammen. Fest stehe aber: Anleger konzentrierten sich, wie immer bei stärkeren Marktveränderungen, auf große Indizes wie DAX (WKN ETFL01) und Euro Stoxx (WKN ETFL02). Auch Dividendenstrategie-Produkte wie der Deka DAXplus Maximum Dividend (WKN ETFL23) liefen gut.

Der Index zeichnet die Entwicklung von DAX-Unternehmen nach, für die die höchsten Dividendenrenditen erwartet werden. Hierbei wird auf effektive Dividendenankündigungen und -schätzungen zurückgegriffen. In den vergangenen sechs und zwölf Monaten ist die Strategie allerdings nicht aufgegangen: Der Deka DAXplus Maximum Dividend hat knapp 6 beziehungsweise knapp 1 Prozent verloren, der an den klassischen DAX gekoppelte Deka DAX hingegen 3,2 beziehungsweise 11,5 Prozent gewonnen.

Kaum noch Verkäufe osteuropäischer Aktien

Mit den seltener werden Meldungen aus der Ukraine hat sich auch der Handel mit osteuropäischen Aktien beruhigt. Die ukrainische Regierung und prorussische Separatisten hatten sich vor einigen Tagen auf die Einrichtung einer demilitarisierten Zone in der Ostukraine geeinigt. „Der Schwerpunkt liegt klar auf Industrieländern“, meint Salaorno. Er meldet zwar noch Verkäufe im Lyxor Eastern Europe (WKN A0F6BV), „hier ist aber nicht mehr so viel los wie in den Vorwochen.“ Auch von chinesischen Aktien trennten sich Anleger tendenziell, gesucht seien hingegen vietnamesische Dividendentitel, etwa in Form des db x-trackers FTSE Vietnam (WKN DBX1AG).

Banken ja, Grundstoffe nein

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Mohr

Im Handel mit Branchen-ETFs gab es wieder einmal einen klaren Favoriten: Bankaktien. „Da hatten wir vergangene Woche fast nur Käufe“, berichtet Mohr. Auf den Umsatzlisten der Börse Frankfurt stand der iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (WKN 628930) sogar auf dem für Branchentracker ungewöhnlich hohen zweiten Platz. Auch Kleefeld hat hohe Zuflüsse in Banken-Indexfonds festgestellt. Die ETFs hatten im Juni und Juli klar an Wert verloren, seit anderthalb Monaten geht es aber wieder aufwärts.

Aus den Portfolios fliegen Salaorno zufolge diese Woche hingegen Grundstoff-ETFs, zum Beispiel der iShares Stoxx Europe 600 Basic Resources (WKN A0F5UK). „Das liegt an den fallenden Rohstoffnotierungen und das wiederum an den schwächeren Wachstumsdaten aus China.“ Der iShares-ETF musste bereits im August deutlich Federn lassen, zuletzt verstärkte sich der Trend noch. Auf Monatssicht kommen Anleger mittlerweile auf ein Minus von 4,6 Prozent.

Zuspruch finden dagegen Indexfonds, die die Gesundheitsbranche abbilden, Salaorno hat etwa Zuflüsse im Lyxor MSCI World Health (WKN LYX0GM) und im Lyxor Stoxx Europe 600 Healthcare (WKN LYX0AS) festgestellt. Mohr berichtet außerdem von Abflüsse aus Immobilien-ETFs.

Gewinnmitnahmen bei Treasuries

Da die Zinsen in den USA steigen, haben in den vergangenen Wochen viele Investoren ihr Geld lieber in den USA angelegt. Jetzt gibt es aber erste Gewinnmitnahmen, wie Mohr registriert. Gekauft worden seien hingegen europäische Staatsanleihen unterschiedlicher Laufzeiten, etwa mit dem iShares Euro Government Bond Capped 1,5-10,5 (WKN A0M078). Insgesamt gestaltet sich das Geschäft mit Anleihen-ETFs, nach einer hohen Nachfrage in der Vorwoche, aber wieder eher ruhig.

Von Anna-Maria Borse. Deutsche Börse AG
© 23. September 2014