ETFs: Finanzinstitute auf der Strafbank

15. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Hoffnung auf stabilere politische Verhältnisse bei Europas Problemkandidaten sorgte nur kurze Zeit für Beruhigung an den Märkten. Schon gestern kletterten die Renditen italienischer und auch spanischer Staatsanleihen wieder in die Höhe, der Aktienmarkt reagierte mit Einbußen. Dieser Trend setzt sich heute fort. „Die Bilanz ist gemischt“, meint Marco Salaorno von der Société Générale mit Blick auf den ETF-Handel der vergangenen Tage. Je nach Nachrichtenlage werde ge- oder verkauft. Größere Abgabewellen blieben aber auch an schwierigen Tagen wie dem heutigen aus. Recht aktiv zeigten sich kurzfristig orientierte Anleger, die etwa bei fallenden Kursen auf Short-Produkte setzten.

Bluechips kommen gut an

Obwohl die meisten Aktienindizes in den vergangenen Tagen bei großen Ausschlägen nach oben und unten auf der Stelle traten: DAX- und Euro Stoxx-Tracker standen überwiegend auf den Einkaufslisten, wie Händler einhellig berichten. Gesucht wurde etwa der db x-trackers DAX (WKN DBX1DA) und der db x-trackers Euro Stoxx (DBX1EU, ETFL02). Auch außerhalb des Euroraums wurde nach Anlagemöglichkeiten geschaut: Laut Société Générale waren amerikanische Aktien-ETFs wie der iShares S&P 500 (WKN 264388) und der Lyxor Dow Jones (WKN 541779) gesucht. „Auch FTSE-ETFs wurden gekauft“, ergänzt der OTC-Händler (WKN 628940).

Spitzenreiter in den Umsatzstatistiken der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage – und das ist außergewöhnlich – war im Übrigen der Short-DAX, mit dem Anleger auf fallende Kurse setzen können. Ungewöhnlich umsatzstark zeigten sich aber auch ETFs, die Anteilsinhabern eine verdoppelte oder vervielfachte Rendite bieten wie der Lyxor LevDAX (WKN LYX0AD), der ETFX DAX 2x Short Fund (WKN A0X9AA) und der ETFX DAX 2x Long Fund (WKN A0X899).

Osteuropa überzeugt nicht

Von Osteuropa-Engagements verabschieden sich Anleger unterdessen. „Der Lyxor Eastern Europe wird verkauft“, erklärt Marco Salaorno (WKN A0F6BV). Auch Mark Schönbrodt von der DekaBank meldet Abflüsse aus Osteuropa-Fonds wie dem iShares MSCI Eastern Europe (WKN A0HGZV). Ebenfalls Verkäufe hat der Händler bei Fonds mit asiatischen Werten wie dem db x-trackers MSCI EM Asia (WKN DBX1MA) registriert. Bei den marktbreiten Schwellenländer-Produkten liegen Zu- und Abflüsse gleichauf, wie Alexander Kuppler von der Deutschen Bank ergänzt (WKN DBX1EM).

Abgabedruck bei Banken-Indexfonds hält an

Dass für Banken das Tal der Tränen noch lange nicht durchschritten ist, davon sind auch die meisten ETF-Anleger überzeugt. Händler berichten von anhaltendem Abgabedruck bei Banken-Indexfonds (WKNs DBX1SF, A0F5UJ, 628930). Rege gehandelt wurden unter den Sektoren-Produkten daneben auch Immobilien-ETFs (WKN DBX0FY), wie die Deutsche Bank erklärt – und das auf beiden Seiten. Marco Salaorno meldet Abflüsse aus Telekommunikations-Anlagen (WKN LYX0A1) sowie Zuflüsse in die Lebensmittel- (WKN A0H08H) und Öl- und Gasbranche (WKN A0H08M).

Renten-ETFs: Es muss nicht mehr Made in Germany sein


Schönbrodt

Dass die Risikoscheu nicht mehr ganz so ausgeprägt ist, beweist der Bereich Renten-ETFs. Während Anleger lange Zeit nur den als bombensicher geltenden deutschen Staatsanleihen über den Weg trauten oder Liquidität in Geldmarktfonds parkten, ist das jetzt anders. Geldmarkt-ETFs ziehen nicht mehr so, meint etwa die Deutsche Bank (WKN DBX0A2). Salaorno zufolge wollen Investoren von Staatsanleihen generell im Moment nicht mehr viel wissen. „Neben europäischen standen auch deutsche Staatsanleihen-ETFs auf den Abgabelisten.“ Als Beispiele nennt er den iShares Euro Government Bond 1-3 (WKN A0J21A), den ETFlab iBoxx Euro Liquid Sovereign Diversified 1-3 (WKN ETFL12), den ETFlab Deutsche Börse EuroGov Germany 10+ (WKN ETFL21) und den ComStage iBoxx Euro Sovereigns Germany Capped 5-10 (WKN ETF522).

„Gesucht sind dagegen Unternehmensanleihen“, bemerkt Salaorno. Etwa hätten sich Anleger gerne den iShares Markit iBoxx US-Dollar Corporate Bond (WKN A0DPYY) und sogar Rentenfonds mit hochverzinslichen Papieren wie den iShares Markit iBoxx Euro High Yield Bond (WKN A1C8QT) ins Portfolio gelegt. Der letztere bietet Zugang zu den größten und liquidesten in Euro denominierten Unternehmensanleihen mit einem Rating unterhalb von Investment-Grade. Auch der DekaBank zufolge kamen ETFs mit Unternehmensanleihen zuletzt gut an – Bankanleihen dürfen sie aber nicht enthalten. „Gefragt ist der ETFlab iBoxx Euro Liquid Non-Financials Diversified“, erklärt Schönbrodt (WKN ETFL38).

© 15. November 2011 / Anna-Maria Borse