Auslandsaktien: Wichtige Unterstützungen durchbrochen

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8. November 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Wiederwahl von US-Präsident Obama hat für einen Rücksetzer an den Aktienmärkten gesorgt. „Spekulationen über einen positiven Überraschungseffekt sind enttäuscht worden und die Amerikaner besinnen sich wieder auf den Alltag“, kommentiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler mit Blick auf die Haushaltsprobleme der USA. „Um die zum Jahreswechsel drohenden Steuer- und Abgabenerhöhungen – das so genannte fiskalische Kliff – abzuwenden, müssen sich Demokraten und Republikaner zügig einig werden. Darüber besteht natürlich einige Unsicherheit“, ergänzt der Market Maker. Die Frage sei nun, ob die Kursverluste in dieser Woche eine „Eintagsfliege“ waren oder ob der Markt eine Kehrtwende mache.

Auch Jan Vrbsky von der Baader Bank beurteilt den jüngsten Kurseinbruch kritisch: „Problematisch ist vor allem, dass die US-Indizes wichtige Unterstützungen, wie die 1.400 Punkte im S&P 500 oder die 13.000 Punkte im Dow, durchgerissen haben. Das Bild ist nun wenig vorteilhaft und lässt befürchten, dass die Abwärtsbewegung noch etwas andauern könnte.“ Das fiskalische Kliff der USA in Verbindung mit den anhaltenden Problemen in Europa sorgten für eine insgesamt eher gedrückte Stimmung, ergänzt der Händler.

Holcim mit guten Zahlen, aber hinter den Erwartungen

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Vorhauser

Mit einem Abschlag von mehr als 2 Prozent reagierten die Aktien des Schweizer Baustoffkonzerns Holcim (WKN 869898) auf die Zahlen des Unternehmens zum dritten Quartal. Die Eidgenossen steigerten ihren Nettogewinn zwar von 356 Millionen auf 394 Millionen Franken, blieben damit aber unter der Konsensschätzung von 434 Millionen Franken. „Der Zementhersteller hat wegen der Konjunkturflaute in Europa Absatzprobleme, allerdings scheint das Geschäft in Asien, Latein- und Nordamerika gut zu laufen“, erklärt Vorhauser. Nach 54 Euro am Dienstag koste das Papier am heutigen Donnerstag zwar nur noch 52,50 Euro, damit bewegt sich die Aktie aber weiterhin in der Nähe des Höchststands von 54,60 Euro.

Kursfeuerwerk bei AOL

Mit einem regelrechten Kursfeuerwerk feierten die Investoren hingegen die Quartalszahlen des Internet-Urgesteins AOL (WKN 0AYECX). Die Aktie schoss mit der Zahlenvorlage zur Wochenmitte um mehr als ein Fünftel nach oben, am heutigen Donnerstag steht immerhin noch ein Plus von gut 10 Prozent zu Buche. „Totgesagte leben offenbar länger“, zeigt sich Vorhauser überrascht vom besten Quartalsergebnis des Internetportals sei sieben Jahren und ergänzt: „Nachdem das Unternehmen in der Zeit der Wählmodems noch eine führende Marktposition inne hatte, folgten mit dem Platzen der Internetblase im Jahr 2001 drastische Restrukturierungen. Jetzt hat AOL die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft.“ Nach einem Verlust im Vorjahresquartal von 2,6 Millionen US-Dollar steht nun ein Überschuss von 20,8 Millionen Dollar zu Buche.

Zurückzuführen sind die Erfolge laut Vorhauser auf die Umorientierung des Unternehmens vom einstigen Zugangs-Provider hin zu einem Content-Provider. AOL profitiere dabei vor allem von der Abspaltung von Time Warner im Jahr 2009 und der Übernahme der Huffington Post vor gut einem Jahr. „Die Online-Zeitung ist mit namhaften Journalisten bestückt, das kommt der Entwicklung der Werbeeinnahmen sehr zu Gute“, weiß der Händler.

560 Prozent Kursplus in 4 Jahren

Mit soliden Zahlen zum dritten Quartal wartete der US-Cloud-Konzern Rackspace (WKN 938334) in dieser Woche auf. Der Gewinn von 0,19 Dollar je Aktie entsprach den Erwartungen von Analysten, die Aktie gab um gut 1 Prozent auf 50,50 Euro nach. „Wirklich interessant ist hier aber eigentlich die historische Kursentwicklung: Seit dem Börsengang von Rackspace im Jahr 2008 hat das Papier um 560 Prozent zugelegt. In diesem Jahr sind es allein 53 Prozent“, berichtet Vorhauser.

Zum Vergleich: Die Aktie des größten Wettbewerbs Salesforce notierte 2008 noch bei 15 Dollar, jetzt sind es 146 Dollar. „Das Thema Cloud-Technologie wächst rasant und nimmt bei den Unternehmen einen immer größeren Stellenwert ein.“ Die Aussichten für Rackspace und Co. seien daher weiterhin sehr gut.

Ericsson profitiert von mobilem Internetboom in Lateinamerika

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Vrbsky

Über gute Aussichten verfügt auch der schwedische Telekommunikationskonzern Ericsson (WKN 850001) – zumindest was die Geschäfte in Lateinamerika angeht. Zwar will der Konzern in seinem Heimatland Schweden 1.550 Stellen abbauen, nachdem der Nettogewinn im dritten Quartal um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. „Vor allem für Brasilien scheinen die Aussichten aber sehr gut zu sein. Hier explodiert die Nutzung des mobilen Internets förmlich“, berichtet Vrbsky. So seien die Umsätze von Ericsson im Lateinamerika-Geschäft in den vergangenen beiden Jahren um zwei Drittel gestiegen, bereits 40 Prozent der Brasilianer verfügten über einen Zugang zu mobilem Internet.

„Die Mobilfunkanbieter müssen angesichts der hohen Nachfrage nach Smartphones und Tablets massiv in die Netzausrüstung investieren. Davon profitiert Ericsson sehr stark“, fügt der Market Maker hinzu. Die Aktie steigt nach der Zahlenvorlage am heutigen Donnerstag um 2 Prozent auf 6,97 Euro.

Société Générale legen trotz Gewinneinbruch zu

Der Verkauf der griechischen Sparte Geniki hat bei der französischen Großbank Société Générale (WKN 873403) im abgelaufenen Quartal für einen Gewinneinbruch gesorgt. „Die Erlöse sanken um 86 Prozent auf 85 Millionen Euro und haben die Schätzungen der Analysten verfehlt. Für die Aktie geht es heute dennoch um rund 1 Prozent aufwärts“, wundert sich Vrbsky.

Zu den wenigen positiven Nachrichten zähle, dass die Franzosen die Basel-III-Vorgaben erfüllen wollen. Bis Ende 2013 soll eine Kernkapitalquote von 9 bis 9,5 Prozent erreicht sein. Zudem hat die Bank wie ihre Wettbewerber im Investmentbanking von der Erholung an den Finanzmärkten profitiert. Der Nettogewinn der Sparte kletterte um gut ein Drittel auf 1,64 Milliarden Euro.

© 8. November 2012/Karoline Kopp