Auslandsaktien: Nicht alle profitieren

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4. Oktober 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar ist die Dynamik der ersten Septemberwochen weg, größere Verluste sind aber bislang ausgeblieben. Vielmehr bewegen sich wichtige Börsenbarometer wie DAX oder Dow Jones immer noch in der Nähe ihrer Jahreshochs. „Die Märkte scheinen sich zu stabilisieren – und das auf hohem Niveau“, bemerkt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler.

Zuletzt hätten die besser als erwartet ausgefallenen ADP-Daten zur Beschäftigung im US-amerikanischen Privatsektor für Unterstützung gesorgt. Gut angekommen sei auch die Meldung der europäischen Bankenbehörde EBA über die erfolgreichen Schließungen der Kapitallücken europäischer Großbanken. „Vor einem Jahr hatten die Institute noch einen Kapitalbedarf von 115 Milliarden Euro.“

Kritischer Blick auf beginnende Berichtssaison

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Vrbsky

Dadurch rückt laut Jan Vrbsky von der Baader Bank eine der ganz großen Sorgen, nämlich die um die Stabilität des europäischen Bankensystems, in den Hintergrund. „Das ist sehr positiv.“ Dennoch: Das Thema Spanien sei noch nicht vom Tisch, wie Vorhauser bemerkt. Zudem herrsche Skepsis im Hinblick auf die in der kommenden Woche beginnende Berichtssaison über das dritte Quartal, gerechnet werde mit rückläufigen Gewinnen. „Einige Unternehmen haben ihre Prognosen bereits nach unten gefahren.“

Softbank legt zu

Gut aufgenommen wurde am Anfang der Woche die Ankündigung des japanischen Telekommunikationskonzerns Softbank, den Konkurrenten eAccess zu übernehmen, wie Vrbsky berichtet. „Das ist erstaunlich, da Softbank das Dreifache des Börsenpreises bezahlen will.“ Insgesamt 1,84 Milliarden US-Dollar wolle Softbank für den kleineren Rivalen hinlegen und damit beim Kampf um Anteile im japanischen Mobilfunkmarkt näher an den Wettbewerber KDDI heranrücken. Die Softbank-Aktie (WKN 891624) reagierte mit einem Plus von 2 Prozent und kostet am heutigen Donnerstag an der Börse Frankfurt 30,67 Euro. Seit Mitte April, als der Dividendentitel noch zu rund 21 Euro über den Tisch ging, hat Softbank damit etwa die Hälfte an Wert zugelegt.


Rücksetzer für Mosaic

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Vorhauser

Nicht überzeugen konnten unterdessen Zahlen des US-Düngemittelherstellers Mosaic, wie Vorhauser erklärt. „Anleger haben mit mehr gerechnet.“ Der Umsatz in dem im August zu Ende gegangenen ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sei aufgrund rückläufiger Phosphatpreise von 3,08 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf 2,51 Milliarden gefallen, der Nettogewinn von 526 auf 429 Millionen US-Dollar. „Der Aktienkurs gab um 5 Prozent nach.“ Am heutigen Donnerstag geht es nochmals nach unten auf aktuell 41,90 Euro. Die Aktie (WKN A1JFWK) war bis Mitte Mai auf unter 35 Euro gefallen, konnte sich dann aber zwischenzeitlich erholen auf über 48 Euro.

Xyratex-Kurs seit März mehr als halbiert

Noch viel heftiger abgestraft wurde der Datenspeicherspezialist Xyratex (WKN A0B6N0). „Die Aktie brach nach Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal um 16 Prozent ein“, so Vorhauser. Umsatz und Gewinn seien deutlich zurückgegangen, darüber hinaus habe der Vorstand auch noch die Umsatzprognose nach unten revidiert und für das vierte Quartal einen Nettoverlust angekündigt. „Auch die Cashflow-Position hat sich verschlechtert. Und das Aktienrückkaufprogramm hat nichts bewirkt.“ Die Aktie setzt damit den negativen Trend fort: An der Börse Frankfurt wird Xyratex heute zu 5,44 Euro gehandelt, Ende März waren es noch über 12 Euro.

Enttäuschung über Hewlett-Packard

Auch die ohnehin in den vergangenen zwei Jahren leidgeprüften Aktionäre von Hewlett-Packard (WKN 851301) machten in dieser Woche abermals lange Gesichter. „Der US-Computer- und Druckerhersteller hat seine Gewinnprognose für 2013 reduziert und erwartet jetzt nur noch 3,40 bis 3,60 US-Dollar je Anteilsschein, gerechnet worden war mit 4,18 US-Dollar“, weiß Vrbsky. Die Umstrukturierungsmaßnahmen griffen nur langsam. „2014 sollen erste Früchte geerntet werden – das ist zu vage und zu weit in der Zukunft.“ Die Aktie gab nach der Meldung um 13 Prozent nach und fiel auf ein neues Jahrestief bei unter 12 Euro, seit Anfang des Jahres belaufen sich die Verluste mittlerweile auf über 40 Prozent. Auch andere Technologiewerte wie etwa Dell (WKN 121092) gerieten in Mitleidenschaft.

Nobel Biocare weiter im Abwärtssog

Ebenfalls nicht gerade verwöhnt sind Aktionäre des schwedisch-schweizerischen Zahnimplantate-Herstellers Nobel Biocare. Zu allem Übel überraschte das Unternehmen am heutigen Donnerstag dann auch noch mit einer Gewinnwarnung, wie Vrbsky erklärt. „Statt 72 Millionen Euro Gewinn im Gesamtjahr werden jetzt nur noch 67 bis 70 Millionen erwartet, der Umsatz soll sinken.“ Vor allem im wichtigsten Markt Japan habe das Unternehmen mit Gegenwind zu kämpfen. „Offenbar verschieben viele Menschen aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage den kostspieligen Einsatz von Implantaten“, vermutet Vrbsky. Die Aktie (WKN A0NH9T) verliert heute jedenfalls 8 Prozent, aktuell notiert Nobel Biocare an der Börse Frankfurt bei 8,02 Euro. Vor fünf Jahren kostete ein Anteil übrigens noch 55 Euro.

© 4. Oktober 2012/Anna-Maria Borse

Name Branche Land WKN
Softbank Corp.   Japan 891624
Mosaic Co. Chemie/Pharma USA A1JFWK
XYRATEX LTD DL -,01   Bermudas A0B6N0
Hewlett-Packard Co. Technolgie USA 851301
Dell Inc. Technolgie USA 121092
NOBEL BIOCARE HLDG Chemie/Pharma Schweiz A0NH9T