Auslandsaktien: Aufgetaucht aus der Versenkung

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20. Februar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Unicredit, Société Générale, Banco Santander oder UBS: Die Kurse vieler europäischer Banken haben sich seit den Hochzeiten der Eurokrise im Sommer 2012 verdoppelt oder sogar verdreifacht. Viele Aktienanalysten gehen davon aus, dass sich der Trend noch fortsetzt: Zum Beispiel prognostiziert J.P.  Morgan für den europäischen Bankensektor in diesem Jahr Kursgewinne von mehr als 50 Prozent. Die Begründung: Zum einen wüchsen mit anziehender Konjunktur die Konsumausgaben und damit die Nachfrage nach Konsumentenkrediten, zum anderen würden sich Unternehmen wieder mehr Geld für Investitionen leihen.

„Es gibt Anzeichen einer Erholung in den Peripherieländer“, meint auch Jan Vrbsky von der Baader Bank. Kreditausfälle dürften zurückgehen, die Qualität der Kreditportfolios steigen. „Davon sollten Bankaktien profitieren.“

Stress durch Stresstests

Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler ist da skeptischer: „Die Banken werden noch eine Weile damit beschäftigt sein, ihre Eigenkapitalquoten zu erhöhen. Das belastet das Geschäft.“ Auch die Stresstests, bei denen die Europäische Bankenaufsicht EBA 124 Institute im Frühjahr und Sommer dieses Jahres unter die Lupe nehmen wird, könnten wieder für Unsicherheit sorgen. Erst wenn die Banken alle Hausaufgaben gemacht hätten, werde es wieder aufwärts gehen. „Die Branche wird vorerst noch hinter anderen zurückbleiben, vor allem Social Media-Aktien bieten viel mehr Potenzial.“

Bis die Vorkrisenniveaus wieder erreicht sind, ist es ohnehin noch ein langer Weg. Wer zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen ist, kann allerdings satte Gewinne einstreichen: 2012 hat der Branchenindex Euro Stoxx Banks gut 11 Prozent zugelegt, 2013 waren es sogar knapp 26 Prozent. Und seit Anfang dieses Jahres ist der Index auch schon wieder um 7,8 Prozent gestiegen. Anleger müssen aber genau hinschauen.

Kursverdopplung bei Unicredit

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Vrbsky

Deutlich erholt hat sich etwa der Kurs der italienischen Unicredit, wie Vrbsky feststellt: Vor anderthalb Jahren notierte die Aktie (WKN A1JRZM) noch bei 2,20 Euro, am heutigen Donnerstag sind es 5,78 Euro. Die Citigroup bleibt optimistisch: Die US-Bank hat Unicredit vor zwei Wochen von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 5,80 auf 6,60 Euro angehoben. Das wirtschaftliche Umfeld, die Bilanzen sowie die Effizienz der italienischen Banken seien besser als bisher angenommen, heißt es zur Begründung.

SocGen: Viele positive Stimmen

Der Kurs der französischen Société Générale (WKN 873403), die für 2013 erstmals seit vielen Jahren wieder einen Gewinn ausweisen konnte, hat sich seit Sommer 2012 sogar mehr als verdreifacht auf aktuell 46,12 Euro. Die Zahlen der Société Générale für das vergangene Jahr kamen bei vielen Aktienanalysten gut an: Etwa raten BNP Paribas, Nomura, die Deutsche Bank und Independent Research jetzt zum „Kaufen“, die Deutsche Bank traut der Aktie zum Beispiel 52 Euro zu.

Vertrauen in Santander?

Banco Santander kann nicht mit ganz so großen Kurssprüngen aufwarten, allerdings war die Aktie (WKN 858872) zuvor auch nicht so tief gefallen. „Santander ist eine sehr gut gemanagte Bank. Selbst in den Jahren, als die spanische Wirtschaft in die Knie ging, hat Santander keinen einzigen Verlust geschrieben“, erklärt Vrbsky. Dass die Investoren der Bank vertrauten, zeige auch das anhaltend hohe Kurs/Buchwert-Verhältnis. Aktuell wird Banco Santander an der Börse Frankfurt zu 6,45 Euro gehandelt. Viele Aktienanalysten sind aber vorsichtig: Etwa stufen Independent Research, Nomura, die UBS und Credit Suisse den Titel auf „Halten“, die Deutsche Bank rät sogar zum Verkauf.

UBS: Einbußen durch neue US-Regeln

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Vorhauser

Verschlechtert haben sich Vorhauser zufolge unterdessen die Aussichten der Schweizer UBS. Die US-Notenbank Fed hat am Dienstag nämlich strengere Regeln für Eigenkapital, Liquidität und Risikomanagement ausländischer Geschäftsbanken in den USA beschlossen. „Das verteuert das US-Geschäft der UBS“, bemerkt Vorhauser. Die Aktie (WKN UB0BL6) reagierte mit Einbußen. Seit Jahresanfang kommen Aktionäre aber immer noch auf ein Plus von 10 Prozent, auf Sicht von zwölf Monaten sind es 23 Prozent.

ICBC auf Expansionskurs

Vielversprechender sind für Vorhauser die Perspektiven der Industrial & Commercial Bank of China ICBC (WKN A0M4YB), Chinas größter Bank. „Die ICBC will über Zukäufe ihr Geschäft am Persischen Golf ausbauen“, erklärt der Händler. Damit werde die sehr aktive Expansionspolitik fortgesetzt. Zuletzt habe die Bank 60 Prozent an Standard Bank PLC übernommen, der schwerpunktmäßig im Rohstoff- und Devisenhandel tätigen Londoner Niederlassung der südafrikanischen Bank. „Interessant ist auch die Option, weitere 20 Prozent zu erwerben.“

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 20. Februar 2014