Auslandsaktien: Airlines im Höhenflug

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11. Dezember 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Ölpreis fällt und fällt: Die Notierung für die Nordseesorte Brent ist am gestrigen Mittwoch auf 63,85 US-Dollar je Barrel gesunken – ein neues Fünfjahrestief. Letzter Auslöser war eine Prognoserücknahme der Opec: Diese rechnet für 2015 jetzt mir der schwächsten Ölnachfrage seit zwölf Jahren. Nicht nur für Autofahrer und Heizölkäufer sind das gute Nachrichten. Auch für die internationalen Fluggesellschaften bedeutet dies Rückenwind. So hat der Luftfahrtverband IATA, ebenfalls am Mittwoch, seine Gewinnprognose für die Branche für 2014 von 18 auf 19,9 Milliarden US-Dollar hochgesetzt, für 2015 werden 25 Milliarden erwartet, 2013 waren es nur 10,6 Milliarden US-Dollar.

US-Airlines mit extremen Kursgewinnen

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Vorhauser

Viele Aktien von Fluggesellschaften haussieren. Dazu gehört auch Delta (WKN A0MQV8), neben United Continental und American Airlines eine der drei großen traditionellen US-Fluggesellschaften. Allein in den vergangenen drei Monaten kletterte der Kurs an der Börse Frankfurt um über 20 Prozent nach oben auf aktuell 36,74 Euro, seit Sommer 2012 hat sich der Kurs verfünffacht. Bei United Continental (WKN A1C6TV) und American Airlines (WKN A1W97M) sieht es ähnlich aus.

Die US-Gesellschaften haben bereits einen harten Sanierungskurs durchlaufen, begleitet von zahlreichen Fusionen und Insolvenzen. Das scheint sich jetzt auszuzahlen: „In den ersten elf Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte Delta das Passagieraufkommen um 4,2 Prozent auf 157,6 Millionen Fluggäste steigern“, meldet Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. „Auch Umsatz und Gewinn sind deutlich gewachsen.“ Durch einen weiter fallenden Ölpreis könnten die Kurse nochmals Unterstützung bekommen, meint der Händler. „Viel ist zwar schon vorweggenommen, ein leichter Kursanstieg ist aber noch möglich.“

Billigflieger hängen alle ab

Ebenfalls zu den Überfliegern gehören die Billigfluggesellschaften. Die Notierung der irischen Ryanair (WKN A0MJ5T) erreichte vergangene Woche ein Rekordhoch. Der Grund: Die Iren hatten ihr Gewinnziel für dieses Jahr zum dritten Mal heraufgesetzt. Der Kurs des britischen Low Cost Carriers Easyjet (WKN A1JTC1) hat sich in den vergangenen drei Jahren fast verfünffacht – trotz Rücksetzer in der ersten Hälfte dieses Jahres.

Ebenfalls eine rasante Entwicklung hingelegt hat die US-Billigfluglinie Jetblue Airways. Der Kurs hat sich an der Börse Frankfurt (WKN 5414867) seit Jahresanfang verdoppelt, auf Sicht von drei Jahren mehr als vervierfacht. Zuletzt hat sich der Anstieg beschleunigt. „Die Airline ist Billigflieger, hat aber immer besseren Service angeboten als die Konkurrenz, zum Beispiel kostenfreie Bildschirme an jedem Sitz und Freigepäck“, berichtet Vorhauser. Vor zwei Wochen sei aber ein strenger Sparkurs angekündigt worden. „Es soll drei unterschiedliche Serviceklassen geben und unterschiedliche Kosten für Gepäck, außerdem sollen die Flugzeuge mit zusätzlichen Sitzen ausgestattet werden.“ Bei Investoren sei das sehr gut angekommen. „Übrigens ist die Lufthansa mit 19 Prozent an Jetblue beteiligt.“

Air France/KLM und Co: noch vor dem Reformkurs

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Vrbsky

Sehr viel schwerer tun sich die etablierten europäischen Fluglinien wie Lufthansa und Air France/KLM. „Das liegt an der Kostenstruktur, dadurch sind sie stark angreifbar“, kommentiert Jan Vrbsky von der Baader Bank. Die Aktie von Air France/KLM (WKN 855111) hat zwar in den vergangenen Wochen ebenfalls stark zugelegt, notiert mit aktuell 8,14 Euro aber nur knapp über dem Niveau vom Jahresschluss 2013, die Lufthansa (WKN 823212) sogar klar darunter. „Iberia und British Airways stehen besser da, die haben die Sanierung schon hinter sich“, bemerkt Vrbsky. Das macht sich auch im Aktienkurs von IAG, der Holding von Lufthansa und Iberia (WKN A1H6AJ), zu der auch der Billigflieger Vueling gehört, bemerkbar: Der sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht auf aktuell 5,80 Euro.

Die Schweizer Bank Credit Suisse hat in einer aktuellen Studie die Airlines untersucht und viele Aktien von Fluggesellschaften auf „Outperform“ gestuft. Favoriten der Bank sind neben der japanischen Japan Airlines die US-amerikanischen Unternehmen, allen voran United Continental, aber auch Delta und American Airlines. Unter den europäischen Adressen wird speziell zu IAG geraten, daneben noch zu Ryanair, Easyjet und Turkish Airlines. Die Lufthansa und Air France/KLM landen dagegen nur auf „Neutral“.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 11. Dezember 2014