Anleihen: Zinswende in Europa

prozent+188x80.jpg

7. Juni 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Zeit der Niedrigstzinsen scheint allmählich ihr Ende zu finden. Händlern zufolge ziehen die Renditen dies und jenseits des Atlantiks wieder an, was nicht zuletzt an Spekulationen über ein mögliches Ende des billigen Geldes liegt. „Der Abwärtstrend des Bund-Futures ist zwar noch intakt, insgesamt sind in vielen europäischen Ländern aber weiterhin steigende Anleiherenditen – besonders für längere Laufzeiten – zu beobachten, genauso wie in den USA“, erklärt Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Arthur Brunner von ICF Kursmakler bestätigt: „Die Märkte hatten sich zuletzt darauf verlassen, dass die Notenbanken mit Liquiditätsspritzen bereitstehen. Wenn die Konjunktur aber wieder anspringt, dürfte sich das ändern.“

Wann die US-Notenbank und die EZB ihre Anleihekäufe verringern und die Zinsschraube wieder anziehen werden, ist bisher zwar unklar, dass sie es tun werden, hält Klaus Stopp von der Baader Bank aber für sicher: „Es wird nicht möglich sein, den Markt bis in alle Ewigkeit mit Liquidität zu fluten. Die Schwierigkeit der Notenbanker besteht aktuell daher darin, das Platzen der Liquiditätsblase zu verhindern.“

Zinsphantasie wird eingepreist

daniel+gregor+120x125.jpg
Daniel

Laut Gregor Daniel, Spezialist der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft, haben Investoren bereits damit begonnen, wieder steigende Zinsen vorweg zu nehmen. „Das spiegelt sich aktuell vor allem in den Renditen von Hochzinsanleihen, deren Abstand zur Rendite deutscher Bundesanleihen sich in dieser Woche merklich ausgeweitet hat. Wenn die Zinsen insgesamt steigen, dann sind High-Yield-Bonds in der Regel besonders betroffen – das scheinen viele Investoren bereits einzupreisen“, erläutert der Händler und verweist beispielhaft auf eine bis 2018 laufende Anleihe von Heidelberger Druck (WKN A1KQ1E).

Eine ganz ähnliche Tendenz beobachtet auch Brunner. „Alles was eine schlechtere Bonität hat, ist in dieser Woche merklich unter Druck geraten. Die Kurse von Mittelstandsanleihen sind durch die Bank um 2 bis 3 Prozent gefallen“, berichtet der Spezialist und sieht den Grund dafür unter anderem darin, dass Investoren auf ein Ende des jüngsten Anlagenotstandes spekulieren. „Hochzinsanleihen waren in der jüngsten Vergangenheit gefragt, weil alles andere so gut wie keine Rendite gebracht hat. Wenn die Zinsen aber steigen, dann werden Papiere mit besserer Bonität wieder interessanter.“ Stark unter Druck geraten ist laut Brunner in dieser Woche eine Anleihe der Semper Idem GmbH (WKN A1H3YJ), die mit einem Kupon von 7,125 Prozent ausgestattet ist.

Das deutsche Rentenbarometer Euro Bund Future notiert aktuell bei 144 Prozent und damit in etwa auf dem gleichen Niveau wie vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen aktuell 1,49 Prozent ab.

Spanien zahlt wieder mehr

brunner+arthur+120x125.jpg
Brunner

Aber nicht nur bei riskanten Unternehmensanleihen, auch an den Staatsanleihemärkten der Euro-Peripherie scheinen die Zinsen die Talsohle durchschritten zu haben. „Bei einer Aufstockung von drei Anleihen am gestrigen Donnerstag hat Spanien zwar das avisierte Volumen übertroffen, das Land musste aber höhere Zinsen in Kauf nehmen als zuletzt“, berichtet Brunner.

Frische Impulse für die Anleihemärkte erwarten die Händler von den am heutigen Freitag zur Veröffentlichung stehenden Daten zum US-Arbeitsmarkt, an dessen Entwicklung die Fed ihre Geldpolitik geknüpft hat: So will die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik aufgeben, wenn die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent fällt. Volkswirte schätzen allerdings, dass die Quote im Mai unverändert bei 7,5 Prozent lag. „Eigentlich sollte man sich doch über neue Stellen freuen, stattdessen könnte ein positiver Arbeitsmarktbericht aber die Angst vor einer geldpolitischen Wende schüren und die Märkte unter Druck bringen. Das ist schon sehr schizophren., kommentiert Daniel.

Stada-Papier kommt gut an

Bei den Corporate Bonds kommt laut Brunner eine neue Stada-Anleihe (WKN A1TNEC) gut bei Investoren an. „Das fünf Jahre laufende Papier hat eine Stückelung von 1.000 und ist daher vor allem für Kleinanleger interessant. Vom Ausgabepreis am vergangenen Freitag von 99,417 Prozent ist die Anleihe mittlerweile auf 100,145 gestiegen“, meldet Brunner. Die Rendite liegt bei dem derzeitigen Kurs bei 2,22 Prozent.

Zu den umsatzstärksten Papieren zählten, wie Hellwig berichtet, in dieser Woche Banken-Anleihen. „Die Hybrid-Anleihen der Deutschen Bank (WKNs A1ALVC, A0TU30, A0DTY3) konnten sich dem Abwärtstrend der Aktienmärkte nicht entziehen und verloren bei guten Umsätzen zwischen 2,5 und 3 Prozentpunkten. Ebenso hat die LT2-Nachranganleihe der Commerzbank (WKN CB83CE) im Zuge der schwächeren Aktienmärkte rund 5 Prozentpunkte verloren“, berichtet der Spezialist.

Neue Mittelstandsanleihen im Entry Standard

gamigo+finanzen+100x100.gif

metal+finanzen+100x100.gif

Am Mittwoch hat die Zeichnungsfrist für die Mittelstandsanleihe von gamigo (WKN A1TM8Z) begonnen. Die Anleihe des Onlinespiele-Vermarkters läuft fünf Jahre und wird mit 8,5 Prozent verzinst. Die Zeichnung ist noch bis voraussichtlich 18. Juni über die Börse Frankfurt möglich.

Am kommenden Mittwoch kann die Anleihe der Metalcorp Group (WKN A1HLTD), einem Rohstoffunternehmen, gezeichnet werden. Das Papier offeriert einen Festzins von 8,75 Prozent und läuft ebenfalls bis 2018. CFO Ricardo Phielix erklärt im Interview mit dem DAF die Eckpunkte des Geschäfts und wofür das Geld verwendet werden soll.

© 7. Juni 2013 / Karoline Kopp