Anleihen: Unsicherheit vor US-Notenbanksitzung

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13. Dezember 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt).Die Blicke sind mal wieder gen Westen gerichtet. „Positive Konjunkturdaten aus Übersee und die Einigung im US-Haushaltsstreit haben einmal mehr die Spekulationen befeuert, dass die US-Notenbank kurzfristig mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe – dem so genannten Tapering – beginnen wird“, erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler.

Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank ergänzt: „Die letzte Fed-Sitzung des Jahres am kommenden Mittwoch wird mit Spannung erwartet.“ Am Rentenmarkt hielten sich die meisten Investoren daher zurück und agierten verhalten bis verunsichert. „Die Umsätze erscheinen aktuell fast zufallsbedingt, ein klarer Trend ist jedenfalls nicht zu erkennen“, meldet auch Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.

Warten auf die stade Zeit

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Stopp

Die „stade“ Zeit stellt sich laut Baader Bank an den Finanzmärkten daher bisher nicht ein: Zwischen der EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag und der Fed-Sitzung in der kommenden Woche versuchten die Marktteilnehmer die konjunkturellen Daten aus Europa und Übersee zu interpretieren und eine Tendenz der Märkte zum Jahresende zu erkennen. „Die Schwierigkeit in diesem Jahr besteht nun allerdings darin, dass zu einem Zeitpunkt, an dem normalerweise kein Händler freiwillig Positionen eingeht, Entscheidungen anstehen, die eventuell zum Handeln zwingen“, erläutert der Baader Spezialist Klaus Stopp mit Blick auf einen möglichen Beginn des „Taperings“. Aber auch die Lage in der Ukraine und deren Folgen für Europa könnten eine Neubewertung erforderlich machen, ergänzt Stopp.

Bund-Future im Seitwärtstrend

Der Euro-Bund-Future als Indikator für langfristige Zinserwartungen tendiert seit Tagen seitwärts im Bereich von 140 Prozent. Am Freitagmittag notiert das Rentenbarometer bei 140,08 Punkten. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit 1,83 Prozent, nach 1,85 vor einer Woche.

Am Primärmarkt für Staatsanleihen macht sich bereits vorweihnachtliche Ruhe breit, wie Stopp beobachtet. „So wurden von den meisten Staaten nur noch Geldmarktpapiere zum Kauf angeboten. Lediglich Österreich stockte zwei Altemissionen mit Restlaufzeiten von 9 und 21 Jahren um insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro auf“, meldet der Händler. In Deutschland wurde das Gesamtvolumen der aktuellen Bundesschatzanweisungen (WKN 113744) um 5 Milliarden auf insgesamt 10 Milliarden erhöht. „Der neue 30-jährige Bond, den die USA am Donnerstag begeben haben, stieß auf nur mäßiges Investoreninteresse“, merkt Hellwig an.

Turbulenzen im Mittelstandsegment

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Brunner

Im Bereich der Unternehmensanleihen sorgt am heutigen Freitag das Freiburger Solarunternehmen S.A.G. Solarstrom mit einem Insolvenzantrag für Aufsehen. Die Anleihen des Unternehmens (WKNs A1E84A, A1K0K5), die schon seit Ende November wegen entsprechender Spekulationen massiv unter Druck gekommen waren, sind aktuell vom Handel ausgesetzt. Nachdem die Refinanzierungsgespräche als gescheitert anzusehen seien, sehe die Gesellschaft keine Chance mehr, eine kurzfristige Sanierung außerhalb eines Insolvenzverfahrens zu realisieren, hieß es in einer Meldung des Unternehmens. Dementsprechend könne auch die am 16.12.2013 fällige Zinszahlung für die bis 2015 laufende Anleihe (WKN A1E84A) nicht bedient werden.

Nicht minder turbulent geht es derzeit beim Touristikunternehmen Travel24 zu: Nachdem das Unternehmen zuletzt mit einem Ergebniseinbruch negativ überrascht hatte, durchsuchte diese Woche die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume von Travel24. Dem Betreiber mehrerer Reise- und Flugportale wird Steuerhinterziehung sowie Computerbetrug vorgeworfen. „Die Anleihe (WKN A1PGRG) ist dementsprechend auf Tauchgang: Seit Mitte der Woche hat der Titel von rund 90 auf aktuell 57 Prozent nachgegeben“, weiß Brunner.

Das Papier der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria (WKN A0G0JA) hat sich nach den Kursverlusten in der vergangenen Woche indes wieder etwas stabilisiert und notiert am Freitagmittag bei knapp 97 Prozent. „Für Beruhigung sorgt hier, dass die österreichische Regierung 800.000 Euro zuschießt, damit verbessert sich die Kapitalausstattung der Bank“, meldet Brunner. Zuletzt hatten Spekulationen über eine bevorstehende Pleite des Instituts auf den Kurs der Anleihe gedrückt.

Rege Nachfrage treibt HeidelCement-Bond

Zu den meist gehandelten Papieren im Corporate-Bereich zählt laut Hellwig die noch recht neue 3,25 prozentige Anleihe von HeidelbergCement (WKN A1ZATT). „Das Papier findet sehr guten Absatz und konnte im Kurs leicht zulegen“, meldet der Spezialist.

Auch eine Nachranganleihe der Deutschen Bank (WKN A0DTY3) werde derzeit sehr rege gehandelt. „Hier spielt die mögliche Kündigung seitens des Emittenten eine Rolle, dass sich die Investoren für die Anleihe begeistern“, merkt Hellwig an.

Neuemission von McDonald’s nur ein Hamburger

Neu auf den Markt kam in dieser Woche eine 2,875 prozentige Anleihe von McDonald’s (WKN A1ZA8A) mit zwölf Jahren Laufzeit. „Mit einem Volumen von lediglich 350 Millionen Euro war das aber kein Big Mac, sondern viel mehr ein einfacher Hamburger, mit dem McDonald’s diese Woche an den Kapitalmarkt ging“, kommentiert Stopp.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG

© 13. Dezember 2013