Anleihen: Im Wartemodus

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4. Oktober 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). US-Haushaltsstreit, Regierungskrise in Italien, EZB-Sitzung ­– Gesprächsstoff gibt es in dieser Woche zuhauf. Die Märkte zeigen sich jedoch unbeeindruckt. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft spricht von einer „Stehparty“: Weder die EZB-Verlautbarungen vom Mittwoch noch die Schließung der US-Behörden hätten Auswirkungen gehabt. „Anleger wollen sich nicht aus dem Fenster lehnen.“ Die Europäische Zentralbank hat am Mittwoch – wie erwartet ­– die Politik des billigen Geldes bestätigt und den Leitzins bei 0,5 Prozent belassen.

„Die Zuspitzung der Haushaltskrise in den USA dominiert zwar alle Schlagzeilen, die Reaktion an den Märkten hält sich aber in Grenzen“, meinen auch Cyrus de la Rubia und Stefan Gäde von HSH Nordbank. Die Gemüter bewegt der „Shutdown“ aber durchaus: Nach Ansicht der beiden Analysten sind die  amerikanischen Politiker bereit, Machtspiele auf dem Rücken der Volkswirtschaft auszutragen. So drohe „dem Staat mit der absolut höchsten Verschuldung“ weltweit schon Mitte dieses Monats die Zahlungsunfähigkeit. Am 17. Oktober überschreiten die USA die sogenannte Schuldenobergrenze, die derzeit bei 16,7 Billionen US-Dollar liegt. „Vor allem wird die Wirtschaft an Schwung einbüßen.“

Beruhigung im Süden

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Brunner

In Europa machte Italien mit seiner Regierungskrise von sich Reden. Allerdings gelang es Premierminister Latta durch den Erfolg bei der Vertrauensabstimmung am Mittwoch, die von Berlusconi angestrebten Neuwahlen zu verhindern. „Die Rendite zehnjähriger Staatanleihen lag am Montag noch bei 4,8 Prozent, im Laufe der Woche fiel sie auf 4,2 Prozent“, meldet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Auch die Risikoaufschläge anderer Krisenländer seien wieder zurückgegangen. Die Koalitionsverhandlungen in Berlin würden unterdessen aufmerksam beobachtet. „Marktreaktionen gibt es aber keine. Insgesamt warten Anleger erst mal ab.“

Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 140,09 Punkten nach 140,49 zum Ende vergangener Woche, im September war das deutsche Rentenbarometer noch unter 137 Prozent gerutscht. Zehnjährige Bundesanleihen werfen wieder nur 1,82 Prozent ab, im September waren es zwischenzeitlich über 2 Prozent.

Riskanteres bleibt gefragt

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Stopp

Im Handel mit Unternehmensanleihen waren Klaus Stopp von der Baader Bank zufolge „solide Emittenten mit halbwegs ordentlicher Rendite“ gefragt, etwa Daimler (WKN A1TNK8) mit Laufzeit bis 2020 und einer Rendite von circa 2,05 Prozent, eine unbefristet laufende Nachranganleihe der Münchner Rück (WKN A0N4EX) und eine nachrangige Hybridanleihe von Volkswagen (WKN A1VCZQ).

Daneben hätten aber auch Anleihen von Emittenten, die nicht unbedingt ein Toprating aufwiesen, Anklang gefunden, etwa Hapag-Lloyd (WKN A1EWQC) mit Laufzeit bis 2015 und rund 6,5 Prozent Rendite sowie Schaeffler (WKN A1G6WT) mit Laufzeit bis 2017 und einer Rendite von rund 4,3 Prozent. „Allerdings muss hierbei darauf hingewiesen werden, dass ein solcher Renditeaufschlag nur mit einem deutlich erhöhten Risiko möglich ist“, bemerkt Stopp.

Weiter gut nachgefragt bleibt Daniel zufolge die neue Hapag-Lloyd-Anleihe (WKN A1X3QY), obwohl diese mit 100.000 Euro-Stückelung nicht gerade privatanlegerfreundlich ist. „Der Kurs ist weiter gestiegen, aktuell liegt er bei 103,45 Prozent.“ Eine wahre Berg- und Talfahrt erlebte 3W Power (WKN A1A29T) in den vergangenen Wochen, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler festgestellt hat: „Die Anleihe rutschte von 70 Prozent am 19. September auf 37 Prozent Ende vergangener Woche, jetzt sind es wieder 60 Prozent.“ Einen Grund kann er nicht nennen. „Neue Nachrichten gab es nicht.“

Kaum Zinsen von der Deutschen Post

Wie Stopp berichtet, drängt derzeit eine Vielzahl von internationalen Konzernen mit neuen Papieren auf den Markt, allerdings eignen sich die meisten aufgrund der Mindestanlagesumme von 100.000 Euro nicht für Privatanleger. In Frage kommt allenfalls die bis 2021 laufende Anleihe des belgischen Pharma- und Biotechnologieunternehmens UCB (WKN A1HRTF) mit Kupon von 4,125 Prozent. Mit deutlich niedrigeren Zinsen müssen sich Investoren bei der Deutschen Post abfinden: Das Unternehmen emittierte eine fünfjährige Anleihe mit Kupon von 1,50 Prozent (WKN A1R04Z) und eine zehnjährige mit 2,75 Prozent (WKN A1R040).

Neu auf den Markt kam diese Woche zudem ein achtjähriges Papier des Immobilienunternehmens Deutsche Annington mit Kupon von 3,625 Prozent (WKN A1HRVD), wie Brunner meldet. Daneben startet heute die Zeichnungsfrist für Ferratum Capital Germany (WKN A1X3VZ). Bei dem Unternehmen handelt es sich um die deutsche Gesellschaft der Ferratum Group, nach eigenen Aussagen Pionier für mobile Mikrokredite in Europa. Die fünfjährige Anleihe im geplanten Volumen von 25 Millionen Euro bietet einen Kupon von 8 Prozent und soll ab dem 21. Oktober im Entry Standard der Börse Frankfurt gehandelt werden. Bewertet wird die Anleihe von Creditreform mit der Note BBB-. „Die Nachfrage ist bislang ganz gut“, meint Brunner.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG?

© 4. Oktober 2013