Anleihen: Europa ist stabiler geworden

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Stopp

5. Juli 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zu den Zinsängsten hat sich nun auch noch die Regierungskrise in Portugal gesellt. „Das macht den Markt sehr schwierig. Die Leute haben ohnehin schon Angst, dass am Anleihemarkt eine Blase platzen könnte und die Renditen wieder deutlich ansteigen werden“, kommentiert Daniel Förtsch von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank und ergänzt, dass die politischen Turbulenzen Portugals klar vor Augen führten, wie fragil die Lage in Europa immer noch sei.

Im Zuge zweier Ministerrückstritte und der damit einhergehenden Angst vor einem möglichen Auseinanderbrechen der portugiesischen Regierung haben sich die Risikoprämien für Staatsanleihen des südeuropäischen Landes in dieser Woche kräftig ausgeweitet. „Die Rendite der zehnjährigen Papiere schnellte zeitweise über die Marke von 8 Prozent. Vergangenen Freitag rentierten sie noch bei 6,4 Prozent“, weiß Förtsch.

Angeheizt wurde die Nervosität zusätzlich vom hochverschuldeten Griechenland: „Wirtschaftsminister Kostis Hatzidakis hatte am Dienstag die Diskussion um einen erneuten Schuldenerlass für Athen angeheizt, worauf die Rentenmärkte sofort nervös reagierten“, beobachtet Klaus Stopp von der Baader Bank.

Kein Rückfall in die Finanzkrise

Eine Rückkehr der Schuldenkrise ist das aus Sicht der HSH Nordbank aber nicht: „Zwar haben sich die portugiesischen Spreads deutlich ausgeweitet und auch der Aktienmarkt hat ordentlich verloren. Andere Indikatoren, die noch vor einigen Monaten typischerweise ebenfalls reagiert hätten, zeigten in dieser Woche aber nur geringe Bewegungen: Zehnjährige spanische und italienische Anleihespreads stiegen am Mittwoch lediglich um rund 10 Basispunkte, die Bund-Renditen gaben nur wenig nach, und der Euro wertete zeitweise auf 1,2920 ab, näherte sich am Mittwochabend jedoch bereits wieder der 1,30er Marke“, fassen die Analysten Cyrus de la Rubia und Stefan Gäde zusammen. Die Situation sei eine andere als noch vor zwölf Monaten und die Eurozone deutlich weniger verletzlich.

Draghi beruhigt mit Zinsversprechen

Etwas Beruhigung brachte am gestrigen Donnerstag EZB-Präsident Mario Draghi in den Markt, der versprach, dass die Leitzinsen für einen längeren Zeitraum niedrig bleiben werden und auch negative Einlagenzinsen möglich seien. Hintergrund war der jüngste Renditeanstieg, ausgelöst von der US-Geldpolitik. „Das macht der EZB Sorgen, weil es die Konjunktur beeinträchtigt. Das ist verständlich. Nachdem die Notenbank mit dem OMT Programm es geschafft hatte, die Renditen für die Krisenländer zu senken und damit bessere Investitionsbedingungen zu schaffen, droht nunmehr der Anstieg der langfristigen US-Zinsen diesen Erfolg zunichte zu machen“, kommentieren de la Rubia und Gäde. Noch während der EZB-Pressekonferenz gingen die Renditen der Euro-Peripherie deutlich zurück.

Bundesanleihen profitierten angesichts der Turbulenzen in Portugal im Verlauf der Woche von ihrem Status als „sicherer Hafen“. „Der Bundfuture setzte seinen Ende Juni begonnen Aufwärtstrend fort und konnte die charttechnische 14-Tageslinie von unten überwinden“, meldet Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Aktuell notiert das Börsenbarometer bei 142,29 Prozent, nach 141 Punkten am vergangenen Freitag. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen liegt aktuell bei 1,65 Prozent.

Wieder Kurse für Alpine

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Förtsch

Am Markt für Unternehmensanleihen wurde die Notierung der bis 2015 laufenden Alpine-Anleihe (A1AYFX) wieder aufgenommen, nachdem das Papier des insolventen Bauunternehmens zuletzt vom Handel ausgesetzt war. „Aktuell notiert der Titel bei rund 3 Prozent“, meldet Förtsch. Mitte Mai, bevor die Zahlungsschwierigkeiten der Österreicher an die Öffentlichkeit gekommen waren, waren es noch rund 85 Prozent.

Unter Druck kam laut Förtsch in den vergangenen Tagen die Anleihe der MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft (WKN A1RE7V). „Hier gab es – außer der Zinsängste und der damit einhergehenden Verkäufe von Mittelstandsanleihen – eigentlich keine konkreten Nachrichten. Das Papier sackte von knapp 87 Prozent am vergangenen Freitag zeitweise auf rund 78 Prozent ab. Mittlerweile liegt der Kurs aber wieder bei 85 Prozent“, beobachtet der Spezialist.

Insgesamt ist das Corporate Bond-Geschäft laut Rainer Petz von Close Brothers Seydler aktuell aber eher ruhig. „Diese Woche war nicht viel los. Wir haben erhöhte Umsätze und Kursschwankungen in einer bis 2016 laufenden Praktikeranleihe (WKN A1H3JZ) gesehen. Außerdem kam etwas Bewegung in die Papiere von Solarworld (WKNs A1CR73, A1H3W6). Die Gläubiger und Aktionäre sollen ja in der kommenden den Sanierungsplänen des Photovoltaikunternehmens zustimmen“, fasst der Händler zusammen.

Neue Mittelstandsanleihen im Entry-Standard

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Bis Dienstag kommender Woche läuft die Zeichnung einer bis 2018 laufenden Anleihe der Deutsche Rohstoff AG (WKN A1R07G) mit einem Volumen von bis zu 100 Millionen Euro. Der Zinssatz liegt bei 8 Prozent bei einer Laufzeit von fünf Jahren.

Jährlich 8,250 Prozent lässt sich die RENA GmbH die Aufnahme von bis zu 40 Millionen Euro über den Kapitalmarkt (WKN A1TNHG) kosten. Die Anleihe kann seit dem 28. Juni voraussichtlich 9. Juli gezeichnet werden und wird im Juli 2018 fällig.

Ein Kandidat im Prime Standard ist die DIC Asset AG. Das Immobilienunternehmen aus Frankfurt am Main begibt eine Anleihe (WKN A1TNJ2) mit einem Volumen von bis zu 100 Millionen Euro. Der Zinssatz liegt bei 5,75 Prozent bei einer Laufzeit von fünf Jahren. Die Zeichnungsfrist läuft seit dem 1. Juli bis voraussichtlich 8. Juli.

© 5. Juli 2013 / Karoline Kopp