Anleihen: Es bleibt wacklig

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28. September 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wer auf eine nachhaltige Entspannung in Sachen Eurokrise gehofft hat, wurde in den vergangenen zwei Wochen eines Besseren belehrt: „Nun sind wieder neue Hiobsbotschaften aus den Hauptstädten der altbekannten Krisenstaaten zu vernehmen, und der Euro-Bund-Future schiebt sich wieder in Regionen, die man schon aus dem Gedächtnis streichen wollte“, fasst Klaus Stopp von der Baader Bank die Lage zusammen. Die als sicher geltenden Bundesanleihen legten jedenfalls zu, die Zinsaufschläge für Peripherieländer stiegen.

Iberer als Sorgenkind

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Daniel

„Spanien bleibt Dauerthema“, bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft – auch wenn die Woche eher sehr ruhig verlaufen sei. „Die Frage, ob Spanien Geld aus dem Rettungsschirm braucht oder die EZB eingreifen muss, ist nach wie vor offen.“

Der Euro-Bund-Future setzte seinen zuletzt wieder eingeschlagenen Aufwärtstrend bis zum Mittwoch fort. Dann ging es seitwärts, am heutigen Freitag notiert das richtungsweisende Barometer bei 141,67 Punkten nach 140,14 in der Vorwoche. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt bei 1,425 Prozent.

Balsam für die Seelen besorgter Anleger war allerdings der gestern vorgelegte Haushaltsplan Spaniens für das kommende Jahr, der sinkende Ausgaben, sowie einige Steuererhöhungen und Reformen vorsieht. „Die Märkte wu?rdigten das Budgetpaket fu?r 2013, das die spanische Regierung geschnu?rt hat und am kommenden Samstag dem Parlament vorlegen wird“, erklärt die Commerzbank. Heute werden noch Zahlen zum Finanzbedarf spanischer Banken erwartet, die als Grundlagen für die Finanzhilfen an die Institute dienen sollen.

Schwache Nachfrage nach neuen Bundesanleihen

Keine großen Refinanzierungssorgen muss sich weiterhin Deutschland machen, auch wenn Anleger offenbar nicht alles akzeptieren. Das zweite Mal in Folge stießen Bundesanleihen bei einer Versteigerung auf schwache Nachfrage, wie die Commerzbank berichtet. „Bei der Aufstockung der zehnjährigen Bundesanleihe wurden lediglich Gebote in Höhe von 3,95 Milliarden Euro abgegeben; geplant war ein Volumen von 5 Milliarden.“ Die Zuteilung sei bei einer Rendite von 1,51 Prozent erfolgt.

Setzen auf Zypern-Rettung

Daniel meldet weiter Nachfrage nach einer Zypern-Anleihe (WKN A0DAA7), die bis 2014 läuft und einen Kupon von 4,375 Prozent aufweist. Aktuell wird das Papier zu 80,1 Prozent gehandelt, was eine Rendite von 18,4 Prozent ergibt. „Die Käufer setzen offenbar darauf, dass das kleine Zypern notfalls gerettet wird.“

Solaranleihen machen Boden gut

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Petz

Im Bereich Unternehmensanleihen gibt es derzeit wieder viel Bewegung in Solarwerten, besonders Solarworld konnte sich merklich berappeln. „Die bis 2017 laufende Anleihe (WKN A1CR73) notierte Anfang des Monats noch unter 19 Prozent, jetzt sind es 28,4 Prozent“, berichtet Rainer Petz von Close Brothers Seydler. „Wer da zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen ist, hat einen Gewinn von 56 Prozent gemacht.“ Mitte Januar notierte die Anleihe übrigens noch bei 66,5 Prozent. Solarworld ist aber nicht der einzige Gewinner: Die Centrosolar-Anleihe (WKN A1E85T) ist seit Ende August von 31 auf 42 Prozent gestiegen.

Techem-Anleihen kommen an

An Neuemissionen herrscht unterdessen derzeit kein Mangel: Wie Stopp meldet, zeigte sich etwa der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF mit einer 750 Millionen Euro großen Anleihe (WKN A1RE7C) am Kapitalmarkt präsent. Diese läuft bis 2018 und ist mit einer Stückelung von 1.000 Euro durchaus privatanlegerfreundlich. Die Zinsen von nur 1,50 Prozent werden aber nicht jeden ansprechen.

Deutlich attraktivere Konditionen bieten die beiden neuen Anleihen des Energiedienstleisters Techem, die erste (WKN A1REYB) mit Laufzeit bis 2019 und Kupon von 6,125 Prozent, die zweite, die nachrangig ist, mit Laufzeit bis 2020 und Kupon von 7,875 Prozent. „Die Nachfrage war sehr gut“, meint Petz. Aktuell werden die Papiere bereits zu 102,13 beziehungsweise 103,49 Prozent gehandelt. Die Stückelung liegt allerdings bei 100.000 Euro.

Berentzen überzeugt

Mit einem kleineren Einsatz können Anleger beim Spirituosenhersteller Berentzen (WKN A1RE1V) zum Zuge kommen. Das Unternehmen plant eine Anleihe im Volumen von 50 Millionen Euro mit Laufzeit von 5 Jahren und einem Kupon von 6,5 Prozent, wie Petz außerdem weiß. „Das Interesse ist riesig.“ Die Zeichnungsfrist beginnt am 8. und endet am 16. Oktober, die Notierungsaufnahme im Entry Standard der Börse Frankfurt ist für den 18. Oktober vorgesehen. Bekannt ist das Unternehmen durch die Eigenmarken Berentzen und Puschkin.

Eine noch höhere Verzinsung gibt es beim IT-Unternehmen BDT, dessen Anleihe (WKN A1PGQL) noch bis zum 5. Oktober gezeichnet werden kann. BDT, im Bereich Papierzuführungen für Drucker sowie automatisierte Datenspeicherlösungen für Magnetbänder und Festplatten tätig, bietet 8,125 Prozent für fünf Jahre. „Bei Kleinanlegern kommt die Anleihe gut an“, kommentiert Petz. Das Papier soll ebenfalls im Entry Standard gelistet werden.

In diesem Segment wird seit heute auch die Anleihe von KTG Energie (WKN A1ML25) gehandelt, einem Produzenten erneuerbarer Energien aus Biogas. Die Emission konnte voll platziert werden. Das Papier läuft bis 2018 und weist einen Kupon von 7,25 Prozent auf, aktuell notiert es bei 99 Prozent.

Alternativen zum Euro

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Stopp

Norwegische Kronen, australische Dollar oder türkische Lira: Die Nachfrage nach den lange beliebten Fremdwährungsanleihen hatte nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen ESM sowie den Ankündigungen der Notenbanken und der daraufhin folgenden Erholung des Euro deutlich nachgelassen.

Mittlerweile sieht es aber wieder anders aus, die Gemeinschaftswährung gab zuletzt wieder nach. „Dies bestätigte die Euroskeptiker, die die Erholung des Euro zu weiteren Investitionen in Fremdwährungsanleihen nutzten“, erklärt Stopp. Seiner Ansicht nach bleiben Währungsanleihen in diesen unsicheren Zeiten ein Instrument zur Diversifizierung und Anlageoptimierung.

© 28. September 2012 / Anna-Maria Borse