Anleihen: Entspannung aus Übersee

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11. Oktober 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Noch immer keine Einigung, aber zumindest ein erster Lichtschimmer: Der Haushaltsstreit im US-Kongress könnte mal wieder einigermaßen glimpflich ausgehen. Immerhin sind die Republikaner Präsident Obama nun mit dem Angebot einer befristeten Anhebung der Schuldengrenze für sechs Wochen entgegen gekommen. Das schafft etwas Luft bis zum nächsten Zank und sorgt für Entspannung der Anleger.

„Am Anleihemarkt ließ sich zu Beginn der Woche noch klar eine Art Schockstarre beobachten, in deren Rahmen vor allem der sichere Hafen der Bundesanleihen gesucht war. Seit gestern hat sich die Lage aber entspannt“, kommentiert Arthur Brunner von ICF Kursmakler und verweist dabei auf den für den deutschen Rentenmarkt richtungsweisenden Euro-Bund-Future, der am gestrigen Donnerstag wieder unter die Marke von 140 Punkten gefallen ist. Vergangenen Freitag notierte das Rentenbarometer noch bei 140,09 Punkten, aktuell sind es 139,58. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmittag bei 1,88 Prozent.

Schon seit anderthalb Wochen ist die US-Verwaltung wegen des Budgetstreits in großen Teilen stillgelegt. Am 17. Oktober stößt das Land an die bisherige Schuldengrenze und dürfte – wenn sie vorher nicht erhöht wird – keine weiteren Kredite mehr aufnehmen.

Yellen-Nominieren kaum beachtet

Dass US-Präsident Obama Janet Yellen Mitte der Woche offiziell zur Nachfolgerin von Federal Reserve-Gouverneur Ben Bernanke ernannt hat, hinterließ an den Märkten indes kaum spuren, wie Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank anmerkt. „Es wird davon ausgegangen, dass sie den Kurs ihres Vorgängers im Großen und Ganzen beibehalten wird, bzw. die Liquiditätsschleusen eher noch länger geöffnet bleiben“, erläutert der Spezialist.

Anleger vertrauen in Europa

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Brunner

In der Europeripherie haben die Renditen auf die – zumindest vorerst – beendete Regierungskrise in Italien mit Entspannung reagiert. „Die Renditen zehnjähriger italienischer Staatsanleihen liegen nun wieder gleichauf mit denjenigen Spaniens, nachdem sie vergangene Woche noch deutlich höher standen“, weiß Brunner. Ohnehin schienen Investoren in der Euro-Schuldenkrise aktuell nur noch wenig Risiken zu sehen, wie die erste Emission eines länger laufenden Papiers durch den europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) demonstriert habe: „Der 7 Milliarden schwere Bond war mehr als dreifach überzeichnet, wobei mehr als ein Drittel der Investoren aus Asien stammten. Das stimmt zuversichtlich, dass der ESM wie geplant im nächsten Frühjahr seine volle Schlagkraft erreichen wird. Der ESM wurde vor einem Jahr als Dauer-Krisenfonds der Euro-Staaten gegründet, um strauchelnde Mitglieder der Währungsgemeinschaft zu stützen. Bislang hatte der Fonds nur kurzlaufende Geldmarktpapiere ausgegeben.

Vorwürfe gegen Vorstandschef lasten auf TAG-Anleihe

Am Markt für Unternehmensanleihen sorgte der im MDAX notierte Immobilienkonzern TAG für Aufsehen. „Die Anleihe des Unternehmens (WKN A1TNFU) rutschte am Montag von 104 auf unter 99 Prozent ab, nachdem die ‚Welt am Sonntag’ über Interessenskonflikte um Vorstandschef Rolf Elgeti berichtet hatte“, weiß Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Das Dementi des Unternehmens und die Ankündigung einer externen Prüfung habe dann aber wieder eine Erholungsbewegung bewirkt: „Bei hohen Umsätzen ist das Papier auf mittlerweile wieder 101,60 gestiegen“, meldet der Spezialist. Medienberichten zufolge soll Elgeti als Privatmann Immobiliengeschäfte getätigt haben, die den Interessen des Unternehmens möglicherweise zuwiderliefen.

Übernahmephantasie treibt Celesio-Papiere an

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Daniel

Mit einem Kurssprung haben die Schuldtitel von Celesio auf Meldungen über eine mögliche Übernahme des Stuttgarter Pharmahändlers reagiert. Das „Wall Street Journal Deutschland“ hatte am Dienstag unter Berufung auf mehrere Insider berichtet, der US-Pharmahändler McKesson führe fortgeschrittene Gespräche über eine Komplettübernahme. „Das hat bei sämtlichen Celesio-Anleihen zu Kursgewinnen geführt. Etwa bei dem bis 2017 laufenden Papier (WKN A1AWC7), das von 105,50 auf 107 Prozent gestiegen ist“, berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.

Die Aufstockung einer Anleihe von Hapag Lloyd (WKN A1X3QY) hat den Kurs des Papiers in dieser Woche von rund 104 auf 102 Prozent gedrückt, wie Daniel berichtet. „Wenn das Angebot steigt, fällt der Preis“, kommentiert der Händler. Zudem zahle der Reedereikonzern eine mit schlechteren Konditionen ausgestattete ältere Anleihe vorzeitig zurück.

Schnäppchen schlagen bei Axa?

Über eine vorzeitige Rückzahlung spekulieren Anleger aktuell offenbar auch bei einer Anleihe des französischen Versicherers Axa (WKN 810177). „Am 29. Oktober hat das Unternehmen die Möglichkeit, die Anleihe zu pari – also 100 Prozent – zurückzukaufen. Angesichts eines aktuellen Kursniveaus von knapp über 80 wäre das natürlich für Investoren ein feiner Kursgewinn“, kommentiert der Spezialist und ergänzt, dass Axa den 200 Millionen schweren Bond aber natürlich nur vorzeitig kündigen werde, wenn es sich für das Unternehmen lohne. „Das dürfte wohl am ehesten dann der Fall sein, wenn das Liquiditätspolster groß genug ist und Axa nicht gezwungen ist, das Geld neu aufzunehmen“, vermutet Daniel.

Neu am Markt ist eine unendlich laufende Anleihe der Egger Holzwerkstoffe aus Österreich (WKN A1HRVC), wie Hellwig anmerkt. Das mit 7 Prozent verzinste Papier kann vom Emittenten am 14. Oktober 2016 vorzeitig gekündigt werden. Die Handelsspanne liegt derzeit bei 99,70 zu 99,90 Prozent. Es ist dies die erste endlos laufende Anleihe des Emittenten, bisher sind nur befristete Anleihen am Markt.

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Am kommenden Dienstag beginnt die Zeichnungsfrist für die Unternehmensanleihe des Automobilzulieferers Alfmeier (WKN A1X3MA). Das Papier, das bis 2018 läuft und einen Kupon von 7,5 Prozent aufweist, kann voraussichtlich bis zum 25. Oktober gezeichnet werden, im Anschluss ist die Notierungsaufnahme im Entry Standard geplant. Die fünfjährige Anleihe hat ein Volumen von bis zu 30 Millionen Euro.

Bereits ab dem 16. Oktober steht zudem das Papier von Gebrüder Sanders (WKN A1X3MD) in der Zeichnung. Die Anleihe des Herstellers von Textilien für die Bettwarenproduktion läuft bis 2018 und bietet eine Verzinsung von 8,75 Prozent.

Voraussichtlich noch bis zum 17. Oktober läuft die Zeichnungsfrist eines Bonds von Ferratum Capital Germany (WKN A1X3VZ). Bei dem Unternehmen handelt es sich um die deutsche Gesellschaft der Ferratum Group, nach eigenen Aussagen Pionier für mobile Mikrokredite in Europa. Die fünfjährige Anleihe im geplanten Volumen von 25 Millionen Euro bietet einen Kupon von 8 Prozent und soll ab dem 21. Oktober im Entry Standard der Börse Frankfurt gehandelt werden.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 11. Oktober 2013