Anleihen: Bund-Future zappelt auf hohem Niveau

9. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auf eine ereignisreiche Woche mit „einigen Wegmarken“ blicken die Marktteilnehmer im Rentenhandel zurück. Am Dienstag erreicht der Bund-Future mit 138,86 einen neuen Höchststand erreicht. Im Kontrast markiert die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe am Donnerstag mit 1,823 Prozent einen Tiefstand markiert und die einer einjährigen griechischen Anleihe das Renditeniveau von 80 Prozent übersprungen. „Dennoch ist das Handelsvolumen mit Anleihen insgesamt eher durchwachsen“, bemerkt Gregor Daniel.

Die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank hat am gestrigen Donnerstag zudem die bisherigen Prognosen einer möglichen Zinserhöhung vom Tisch gefegt. „Ein stabiler Inflationsausblick und eingetrübte Erwartungen an das Wirtschaftswachstum im Euroraum geben nun eher den Weg frei für eine Zinssenkung“, beobachtet ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank.

Umtauschquote noch nicht erreicht

Es fehlen noch Freiwillige, die sich für einen Tausch griechischer Staatsanleihen und eine Verlängerung der Laufzeit ihrer bereits lang laufenden griechischen Bonds entscheiden. Mit einer Zustimmung von 75 Prozent war die angestrebte Quote von 90 Prozent laut Händler der Walter Ludwig Wertpapier Handelsgesellschaft am Mittwoch dieser Woche noch nicht erreicht. Die HSH Nordbank geht dennoch von einer ausreichend positiven Resonanz bis zum Auslaufen der Frist am 9. September aus. Nach Schätzungen des internationalen Bankenverbandes IIF, der den Prozess koordiniert, wird der Umtausch der Anleihen die griechische Schuldenlast um 13,5 Milliarden Euro von derzeit 350 Milliarden Euro verringern.

Druck auf Griechenland wächst


Daniel

Wie Kommentaroen erklären, hätte ein mageres griechisches Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal 2011 hat den Unmut über nur schleppend voran kommende Sparmaßnahmen im Land bei den Regierungen der anderen Euroländer erhöht. Im Vergleich zum Vorjahr steht laut nationaler Statistikbehörde ein Minus von 7,3 Prozent statt der erwarteten 6,9 Prozent zu Buche. Der griechische Regierung bliebe nun bis Mitte September Zeit, die Umsetzung des Reformprogramms technisch abzuschließen.

„Trotz der offensichtlichen Kursrisiken bei Hellas-Bonds demonstrieren Anleger dennoch Kauflust“, registriert Daniel. Eine am 20. März 2012 fällig werdende Anleihe (WKN A0T6US) etwa komme derzeit auf eine aufs Jahr hochgerechnete Rendite von 125 Prozent. Länger laufende Staatsanleihen der Hellenen etwa mit einer Fälligkeit in 2020 (WKN A1AUMV) brächten derzeit rund 19 Prozent Rendite, berichtet Klaus Stopp von der Baader Bank.

Irland und Portugal auf gutem Weg

Im Gegensatz zu Griechenland entwickelten sich die anderen Sorgenkinder des Euroraums Irland und Portugal deutlich positiver. Zu erkennen sei dies an den derzeitigen Renditen ihrer Staatsanleihen mit einer vergleichbaren Laufzeit bis 2020, bemerkt Stopp. Bei 8 Prozent bewegten sich beispielsweise die aktuellen Renditen von irischen Staatsanleihen (WKN A0ACL3), portugiesische Bonds kämen auf 11,3 Prozent.

Nur mit Druck von Seiten der Europäischen Zentralbank habe das italienische Parlament nun doch ein Sparpaket im Volumen von 55 Milliarden Euro verabschiedet. „Das Auslaufen von Anleihen in Höhe von 48 Milliarden Euro in diesem Monat, die ersetzt werden müssen, war dabei hilfreich“, glaubt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. „Ohne die Käufe der EZB wäre eine Platzierung teuer und schwierig geworden.“

Niedersachsen lockt mit hohem Zins

Eine Anleihe mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro und einer Laufzeit von zehn Jahren hat das Land Niedersachsen im Angebot (WKN 159054). Bei einem Kupon von 2,75 Prozent falle der Renditevorsprung mit 96,2 Basispunkten üppig aus gegenüber einer vergleichbaren Bundesanleihe, bemerkt Arthur Brunner.

Gemischtes Bild bei Unternehmensanleihen

Unternehmen, die sich neues Geld auf dem Kapitalmarkt beschaffen möchten, hätten derzeit mehr Überzeugungsarbeit zu leisten. „Fresenius Medical Care ist zum Beispiel unterwegs, um je 400 Millionen Euro und Dollar von Investoren einzusammeln“, berichtet Gregor Daniel. Die bis September 2018 laufenden Schuldverschreibungen seien mit einem Kupon von 6,5 Prozent ausgestattet. Die bestehende Fresenius-Anleihe (WKN A1GL0J) mit einer späteren Fälligkeit im Jahr 2021 und einem niedrigeren Zins von 5,75 Prozent sei zuletzt verkauft worden. „Der Kurs der Anleihe hat in dieser Woche von 98,5 auf 93 Prozent nachgegeben“, meldet der Händler, der eine Angleichung der Rendite zu den neuen, besser ausgestatteten Bonds dahinter vermutet.

Tendenziell abgestoßen werde eine im Januar 2015 fällig werdende Schuldverschreibungen der Telekom (WKN A0DW8D) mit einem Zins von 4 Prozent. Interessiert zeigten Investoren sich dagegen bei einer bis März 2013 laufenden Grenke-Anleihe (WKN A0VUEK) mit einem Kupon von 4,25 Prozent. Die Baden Badener Unternehmensgruppe sei mit einer Bonitätsnote von BBB+ versehen.

Norwegische Krone gesucht


Brunner

Der norwegischen Krone hat die angekündigte Koppelung des Schweizer Franken an den Euro auf die Sprünge geholfen. „Die Schweizer Nationalbank zog diese Woche die Notbremse und kündigte an, dass sie mit allen Mitteln einen Kurs des Euro gegenüber dem Franken von unter 1,20 verhindern werde“, erklärt Brunner. Hat man vor Monatsfrist noch 7,91 Kronen für einen Euro bekommen, so gibt es derzeit 7,48 Kronen.

Erhöhte Nachfrage registriert die Baaderbank beispielsweise an einer bis Mai 2013 laufenden norwegischen Staatsanleihe (WKN 858524), auch wenn sie lediglich mit einer Rendite von derzeit 1,78 Prozent daherkomme. Die Erträge von Anleihen, die in Franken ausgegeben sind, würden durch die Intervention der Schweizer Nationalbank noch mehr eingeschränkt, meint Stopp. Denn wenn eine neunjährige Anleihe etwa der KfW Bank (WKN A1CSAY) mit 1,41 Prozent rentiere, liege dies unter dem Renditeniveau einer Bundesanleihe gleicher Laufzeit. Diese bringe derzeit rund 1,74 Prozent.

Gewinnmitnahmen bei Währungsanleihen auf Franken

Die Interventionen der Schweizer Notenbank hätten für Gewinnmitnahmen in Anleihen auf Schweizer Franken geführt, berichtet die Baader Bank. Rege nachgefragt würden dagegen Anleihen auf norwegische Kronen. Auf der Suche nach Alternativen zum Euro landeten nach wie vor Anleihen auf US-amerikanische, kanadische, australische und neuseeländische Dollar im Depot der Anleger. Gesucht seien zudem Bonds auf türkische Lira, südafrikanische Rand und schwedische Kronen.

9. September 2011/Iris Merker