Anleihen: Bund-Future fester

14. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Eine bunte Vielfalt verschiedener Signale käme derzeit aus den Kapitalmärkten. „Einerseits glauben etliche, dass dass die Kurskorrekturen übertrieben sind und die Staatsschuldenkrise nicht ganz so dramatisch ist wie befürchtet“, beobachtet Klaus Stopp von der Baader Bank. Andererseits sei der anstehende EU-Gipfel verschoben worden, weil eine Lösung in der Kürze der Zeit nicht präsentiert werden könne. Zudem werde die Hilfszahlung der nächsten Tranche aus dem Rettungsfonds an Griechenland immer wahrscheinlicher, während Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker gleichzeitig einen Schuldenschnitt für die Verbindlichkeiten der griechischen Regierung in Höhe von 50 bis 60 Prozent diskutiere. Anleger reagierten Stopp zufolge mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis und entschieden sich insbesondere für deutsche Staatsanleihen, Währungsanleihen auf norwegische Kronen und Unternehmensanleihen bonitätsstarker Industriekonzerne.

Maßnahmen zur Lösung der Schuldenkrise in Sicht


Stopp

Marktbeobachter im Anleihemarkt richteten ihr Augenmerk zudem auf das gegenwärtig stattfindende zweitägige Treffen der G20-Finanzminister. Vorbereitet werden soll HSBC Trinkaus & Burkhardt zufolge das für Anfang November geplante Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs. Gewichtige Themen wie die Regulierung des Finanzmarktes und die Reform des Weltwährungssystems stünden neben der Bewältigung der Staatsschuldenkrise in den Euroländern auf der Agenda. „Zwar wird kein fertiger Weg aus dem aktuellen Euro-Dilemma erwartet“, bemerken Analysten der Bank. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Sarkozy hätten aber bis Ende Oktober ein Maßnahmenpaket zur Lösung der Schuldenkrise in Aussicht gestellt.

Banken sollen mehr Eigenkapital aufbauen

Um die möglichen Auswirkungen eines Schuldencuts für Griechenland schultern zu können, sei innerhalb der Europäischen Kommission die Forderung einer höheren Eigenkapitalquote für europäische Banken im Gespräch. Spätestens am 23. Oktober wollen die Eurofinanzminister laut HSH Nordbank ein Konzept zur Rekapitalisierung des europäischen Bankensektors vorlegen. Für deutsche Banken errechnet die Landesbank Baden-Württemberg einen Kapitalbedarf von 14 Milliarden Euro bei einer geforderten Eigenkapitalquote von 7 Prozent. Sollte die verlangte Kernkapitalquote wie derzeit diskutiert temporär auf 9 Prozent angehoben werden, stiege der Bedarf auf 43,7 Milliarden Euro, der notfalls mit staatlichen Mitteln gedeckt werden müsse.

Anleger setzen auf Bundesanleihen

Bei Investoren bewirkt das aktuelle Geschehen verstärkte Engagements in deutschen Staatsanleihen, die über alle Laufzeiten hinweg gesucht seien. Rege Nachfrage registriert die Baader Bank etwa für Bonds mit einer Laufzeit bis Juli 2020 (WKN 113540), einem Kupon von 3 Prozent und einer aktuellen Rendite von 2,04 Prozent. Ebenfalls hoch im Kurs stünden beispielsweise Bundesanleihen (WKN 113542) mit einer Fälligkeit im Januar 2021, einer Verzinsung von 2,50 Prozent und einer Rendite von 2,11 Prozent. Weniger angetan sind Investoren von französischen und österreichischen Staatsanleihen, die per Saldo abgestoßen würden, wie die UBS Bank berichtet.

Stabilisierung beim Bund-Future

Beim richtungsweisenden Euro-Bund-Future hat die gestiegene Nachfrage nach Bundesanleihen zunächst für Unterstützung bei knapp über der Marke von 133 gesorgt. Die Abwärtsgefahren für das Rentenbarometer sieht die HSH Nordbank dennoch nicht gebannt, und stellt eine Fortsetzung der Talfahrt bis zum Test bei 132,64 in Aussicht.

Italienische Auktionen gut angenommen

Die Platzierung von Staatsanleihen im Wert von rund 6,2 Milliarden Euro habe die italienische Finanzagentur in dieser Woche erfolgreich abschließen können, wie die Helaba berichtet. Die 1,34- bis 2-fache Überzeichnung deute auf einen insgesamt robusten Verlauf der Auktionen der vier Bonds mit Laufzeiten zwischen fünf und 14 Jahren. Zum ersten Mal seit drei Monaten hätten die Italiener sich wieder ins Laufzeitsegment bis 2025 vorgewagt. „Die Platzierung dieser Serie wurde rein von Marktkräften bestimmt, da Anleihen mit Fälligkeiten jenseits von zehn Jahren nicht Teil der Staatsanleihen-Käufe der Europäischen Zentralbank sind“, erklärt die Helaba.

Die Emissionsrendite für den Langläufer liege bei 6,34 Prozent. Die fünfjährigen Bonds mit einer Rendite von 5,32 Prozent lägen gut 30 Basispunkte unter der Auktion vom September vergangenen Jahres. Die Finanzierungskosten der sieben- und zehnjährigen Staatsanleihen seien nahezu unverändert. Nach Aufnahme in den Handel hätten sich die Kurse etwas fester präsentiert und so Spekulationen über Käufe seitens der EZB entfacht.

Hohe Kreditwürdigkeit überzeugt

Anleger interessierten sich in dieser Woche für Unternehmensanleihen, solange sie von Emittenten mit einer guten Bonität stammen. Rege Nachfrage registriert die Baader Bank etwa für einen Bond von Henkel (WKN 664196). Mit einer Fälligkeit im Juni 2013 und einem Kupon von 4,25 Prozent erreiche sie eine Rendite von aktuell 1,8 Prozent. Gesucht sei zudem eine Anleihe von Fresenius Medical Care (WKN A1GVFF) mit einer Laufzeit bis September 2018, einem Kupon von 6,50 Prozent und einer aktuellen Rendite von 5,66 Prozent.

Wie die Händler weiter berichten, führt Evonik Industries derzeit eine Rückkaufaktion bei der Evonik Degussa-Anleihe (WKN 818050) mit einer Laufzeit bis Dezember 2013 und einem Zins von 5,125 Prozent durch. Anlegern biete das Unternehmen eine vorzeitige Rücknahme der Anleihen und biete eine zusätzliche Rückkaufprämie auf den Kurs zum Ende der Angebotsfrist. Der endgültige Kaufpreis werde voraussichtlich am 21. Oktober bekannt gegeben.

Norwegische Kronen

Weiterhin auf den Einkaufslisten der Anleger stehen laut Baader Bank Anleihen in norwegischen Kronen. Eine Emission der Rabobank (WKN A1GK7U) mit einer Fälligkeit im Januar 2016, einem Kupon von 4 Prozent und einer Rendite von aktuell rund 3,2 Prozent stoße etwa auf rege Nachfrage. Außerdem gesucht seie in norwegischen Kronen ausgestellte Bonds der Landwirtschaftlichen Rentenbank (WKN A1EWDP) mit einer Laufzeit bis Oktober 2018, einer Verzinsung von 3,5 Prozent und einer derzeitigen Rendite von rund 3,75 Prozent.

© 14. Oktober 2011/Iris Merker