Anleihen: Bankenwerte unter Druck

7. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Für deutsche Staatsanleihen ist es in dieser Woche mal hoch, mal runter gegangen – je nach Nachrichtenlage. Die jüngsten Äußerungen der Zentralbanken konnten die Gemüter wieder etwas beruhigen: „Die Krisenstimmung hat sich durch die Ankündigung von Maßnahmen durch die Federal Reserve, die EZB und die Bank of England etwas gelegt“, meint Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Die am kommenden Dienstag anstehende Entscheidung der Slowaken über die Ausweitung des Rettungsschirms könne allerdings noch manche böse Überraschung bringen. „Die Anleger bleiben insgesamt weiter verunsichert und halten sich zurück.“ Der richtungsweisende Euro-Bund-Future, der zwischenzeitlich wieder über 138 Punkte geklettert war, notiert gen Wochenschluss bei 136,12 Punkten und damit in etwa auf dem Stand von vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen aktuell eine Rendite von 1,92 Prozent ab nach 1,93 Prozent am vergangenen Freitag.

Notenbanker handlungsbereit


Brunner

Zu Anfang der Woche machte sich wieder Nervosität breit gemacht: Griechenland musste nämlich einräumen, das geplante Sparziel für das laufende Jahr nicht erreichen zu können. Zudem stufte die Rating-Agentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Italiens auf A2 herunter. Zu allem Übel forderte die Krise mit Dexia das erste Opfer unter den Banken, wie Arthur Brunner von ICF Kursmakler erläutert: „Der Konzern wird wohl aufgespalten werden, wobei Teile verkauft, andere Geschäftsbereiche mit staatlichen Banken verschmolzen werden sollen.“ Der Rest solle in einer „Bad Bank“ landen. „Da wundert es nicht, dass der Bund-Future zu Wochenauftakt deutlich zulegen konnte.“ Das Rekordhoch wurde aber nicht ganz erreicht.

Dann gewannen allerdings die Optimisten Oberhand: Zum einen habe der Europadirektor des IWF erklärt, dass es konkrete Pläne seitens der EU zur Rekapitalisierung des Bankensektors gäbe, wie Brunner erklärt. Zum anderen kündigte US-Notenbankchef Ben Bernanke weitere expansive Maßnahmen an, die Bank of England und die EZB folgten – allerdings blieben die Leitzinsen überall unverändert. „Stattdessen stellt die EZB den Banken wieder für zwölf Monate unbegrenzt Liquidität zur Verfügung und startet zusätzlich im November ein weiteres Kaufprogramm für gedeckte Anleihen im Volumen von 40 Milliarden Euro.“

Dexia auf Verkaufslisten


Stopp

Wie Klaus Stopp von der Baader Bank berichtet, kam es aufgrund verschärfter Liquiditätsnöte der Finanzinstitute zu einem Ausverkauf von Banktiteln. „Die Anleger lassen Anleihen der Banken fallen wie heiße Kartoffeln.“ Stattdessen würden lieber Qualitätstitel von Industrieunternehmen gekauft.

„Erst nach deutlichen Verlusten waren wieder vereinzelt Käufer zu sehen, die das niedrige Niveau zum Einstieg nutzten.“ So sei eine Anleihe von Merrill Lynch mit Laufzeit bis Oktober 2013 und einem Kupon von 4,625 Prozent (WKN 909412) auf 93,60 Prozent zurückgefallen. Papieren von BNP Paribas (WKN 716977) und Goldman Sachs (WKN A0DXMY) sei es ähnlich gegangen. Besonders hart habe es aber die von Liquiditätsproblemen geschüttelte franko-belgische Dexia getroffen: „Ein im Juli 2014 fälliger Bond mit einem Kupon von 5,3750 Prozent (WKN A1AJ7Y) sackte innerhalb eines Tages von 93,62 auf knapp 87 ab.“ Auch die anderen Händler bestätigen Abgabedruck bei Dexia-Anleihen.

Industrieunternehmen punkten

Kauffreudig zeigten sich Investoren hingegen bei Solidem aus der Industrie: „Besonders gesucht ist ein noch frischer Bond von Peugeot, der bis März 2016 läuft und bei einer Verzinsung von 6,875 Prozent eine Rendite von etwa 6,85 Prozent abwirft“, erklärt Stopp (WKN A1GVY7). Außerdem fänden Linde-Anleihen (WKN A0NTUJ) mit Laufzeit bis April 2012 und einem Kupon von 4,375 Prozent viel Zuspruch.

Gut an kam die Neuemission von HeidelbergCement (WKN A1GV10), allerdings musste das Unternehmen einen hohen Kupon von 9,5 Prozent bieten. Manche Marktteilnehmer fanden das zu viel, wie Stopp berichtet. „Mit einer Benotung von Ba2/BB befindet sich das Unternehmen nur zwei Stufen vom Investmentgrade-Bereich entfernt.“

Leichtes Aufatmen bei SolarWorld


Petz

Bei reger Nachfrage seitens der Privatanleger konnte sich die zuletzt stark unter Druck geratene SolarWorld-Anleihe (WKN A1CR73) mit Laufzeit bis 2017 und einem Kupon von 6,125 Prozent etwas erholen, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler meldet. „Im Tief ist die Anleihe auf 50 Prozent gefallen, heute notiert sie wieder bei 55 Prozent.“

Doch längst nicht für alle hochverzinslichen Anleihen geht es aufwärts: „Insgesamt hält der Druck auf High-Yielder an.“ Etwa werde die bis 2018 laufende Heidelberger Druck-Anleihe (WKN A1KQ1E) mit einem Kupon von 9,25 Prozent aktuell zu nur 59 Prozent und damit auf einem neuen Tief gehandelt. „Das ergibt eine Rendite von 21,12 Prozent.“

Alternativen zum Euro weiter gesucht

Die europäischen Länder, die nicht der Eurozone angehören, können unterdessen frohlocken: „Die Euro-freien Zonen scheinen derzeit zu den Lieblingen der Rating-Agenturen zu gehören“, kommentiert Klaus Stopp und verweist auf die jüngst bestätigten Standard & Poor’s-Bestnoten für Dänemark, Schweden und sogar Großbritannien. Gesucht seien daher auf schwedische Kronen lautenden Anleihen, etwa von der Europäischen Investitionsbank EIB (WKN A1GTF2, A1GTNG) oder vom niederländischen Spezialfinanzierer BNG (WKN A1GUYX). „Alle drei Bonds weisen ein AAA-Rating auf.“

Auch Anleihen auf norwegische Kronen, amerikanische, australische, kanadische und neuseeländische Dollar sowie auf türkische Lira und südafrikanische Rand blieben im Fokus der Privatanleger.

© 7. Oktober 2011 / Anna-Maria Borse