Anleihen: Allzeithoch beim Bund-Future

19. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zu früh gefreut: Zu Anfang der Woche hatte es noch nach einer Beruhigung an den Kapitalmärkten ausgesehen, am Donnerstag entlud sich aber ein regelrechtes Gewitter. Der DAX brach um 5,8 Prozent ein, der Dow Jones um 3,7 Prozent. Am heutigen Freitag setzt sich der massive Verfall fort, das deutsche Aktienbarometer rutscht auf den tiefsten Stand seit Herbst 2009. „Die Finanzkrise scheint auf die Realwirtschaft überzugreifen, und das treibt die Anleger in vermeintlich sichere Häfen wie Bundesanleihen und US-Staatsanleihen“, erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler.

Enttäuschende US-Konjunkturdaten, etwa die jüngsten Arbeitslosenzahlen und vor allem der rapide Einbruch des Philadelphia Fed-Index, schüren die Panik. Der wichtige Indikator für das US-Geschäftsklima ist von +3,2 Punkten im Vormonat ganz unerwartet heftig auf -30,7 abgesackt. Dazu kommen Sorgen um einen erneuten Finanzierungsengpass bei Banken und damit einen Rückfall in die Krise von 2008. „Problematisch an der derzeitigen Situation sind die größer werdenden Konjunktursorgen und das Dilemma zwischen der sich abzeichnenden Wachstumsabkühlung und der notwendigen Fiskaldisziplin“, kommentieren Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Helaba. Der Bund-Future kletterte gestern jedenfalls auf ein neues Allzeithoch von 136,26 Prozent, aktuell sind es 135,51. Zehnjährige Bundesanleihen werfen mittlerweile nur noch 2,065 Prozent ab, gestern ist die Rendite sogar auf ein Rekordtief von 2,027 Prozent gefallen. Die Renditen der US-Staatsanleihen haben gestern ebenfalls nachgegeben, zehnjährige Treasury-Notes sind zeitweise unter die 2 Prozent-Marke gerutscht.

Peripherieländer wieder unter Druck


Daniel

Kaum Hoffnung auf schnelle Lösung

Ein schnelles Ende der Schuldenkrise in Europa wird es nach Einschätzung der meisten Analysten nicht geben. „Die im Raum stehenden Optionen für eine Fortentwicklung der Eurozone werden mit längeren politischen Diskussionen verbunden sein, so dass wir baldige Lösungen nicht erwarten“, heißt es etwa von der HSH Nordbank. Auch wenn die EZB ihren Normalisierungskurs bei den Leitzinsen noch etwas fortsetzen werde, würden die Bundrenditen im historischen Vergleich niedrig bleiben. „Bis Ende nächsten Jahres erwarten wir einen Anstieg auf lediglich 3,60 Prozent.“ „Wir halten das von Jacob von Weizsäcker vorgeschlagene Konzept zur Lösung der Schuldenkrise für überzeugend“, meint unterdessen Gregor Daniel. Nach diesem Modell würde die Staatsverschuldung in so genannte Blue Bonds, das sind Eurobonds, und Red Bonds, die weiter in nationaler Verantwortung blieben, unterteilt.

Nochmals Verluste bei Hochzinsanleihen

Die Umsätze bei den Unternehmensanleihen waren eher niedrig, wie die Händler melden. „Die Unsicherheit ist groß, Anleger warten ab“, erklärt Daniel. Auch die Volumina bei den Fremdwährungspapieren seien nicht mehr so hoch gewesen wie noch in den Vorwochen. „Im Sekundärmarkt waren die Umsätze bei sehr breiten Handelsspannen recht niedrig“, meint auch Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Bei Nachranganleihen seien zum Teil deutliche Kursverluste zu verbuchen gewesen, was aber auch mit der Suche nach sicheren Anlagen zu begründen sei. Als Beispiel nennt Brunner eine IKB-Anleihe mit einem Kupon von 4,5 Prozent (WKN 273032).

Hochzinsanleihen, die sich zwischenzeitlich etwas erholt hatten, gerieten abermals unter die Räder, etwa eine bis 2015 laufende Hapag Lloyd-Anleihe mit einem Kupon von 9 Prozent (WKN A1EWQC) oder die Heidelberger Druck-Anleihe mit einer Laufzeit bis 2018 und einem Kupon von 9,25 Prozent. Auf Tauchgang gingen aber vor allem die Air Berlin-Anleihen: Etwa notiert das bis 2015 laufende Papier (WKN AB100A) heute bei 81, das bis 2018 laufende (WKN AB100B) nur noch bei 80,5 Prozent. Beide waren vor wenigen Tagen noch bei 100 gehandelt worden. Das verlustträchtige Unternehmen war mit einem neuen Sparprogramm und dem Rücktritt des Gründers Joachim Hunold in die Schlagzeilen geraten.

„Dass es für Unternehmen schwierig ist, in solch einem Umfeld Anleihen zu platzieren, ist nachvollziehbar“, ergänzt Brunner mit Blick auf die Neuemissionen. Hier habe es nichts Nennenswertes gegeben.
 
© 19. August 2011 / Anna-Maria Borse